Wie Corporate Influencer die Unternehmenswelt neu gestalten

Authentisch, nah, digital: Wie Corporate Influencer die Unternehmenswelt neu gestalten

In einer Welt, die zunehmend digital und vernetzt ist, stehen Unternehmen vor neuen Herausforderungen. Authentizität und Vertrauen sind zu entscheidenden Faktoren geworden, um potenzielle Mitarbeitende, Kund:innen und Partner:innen zu gewinnen und zu binden. In diesem Kontext taucht ein neues Phänomen auf: Corporate Influencer. Sie sind mehr als nur Aushängeschilder für die Unternehmensmarke. Sie verkörpern die Kultur und die Werte eines Unternehmens und tragen diese authentisch in die digitale Welt. Doch wer sind diese Corporate Influencer, warum brauchen Unternehmen sie und welche Chancen und Risiken birgt diese neue Rolle? Der folgende Artikel liefert Antworten.

 

Wer sind Corporate Influencer?

Corporate Influencer sind Mitarbeiter:innen eines Unternehmens, die über ihre persönliche Präsenz in Sozialen Medien und anderen Plattformen Einblicke in das Unternehmen geben. Sie teilen Inhalte rund um ihre Arbeit, die Unternehmenskultur, neue Produkte oder Dienstleistungen und tragen so dazu bei, das Image des Unternehmens positiv zu gestalten.

Anders als externe Influencer, die für Marketingkampagnen engagiert werden, sind Corporate Influencer Teil des Unternehmens und haben ein tieferes Verständnis der internen Prozesse, Werte und der Unternehmenskultur.

 

Warum braucht es Corporate Influencer?

In Zeiten von Social Media wird der direkte Zugang zu authentischen Unternehmensinformationen immer wichtiger. Menschen vertrauen eher den Erfahrungen und Meinungen echter Mitarbeiter:innen als den offiziellen Marketingaussagen eines Unternehmens. Corporate Influencer bieten eine persönliche und authentische Perspektive auf das Unternehmen und sind damit glaubwürdiger.

Hier einige zentrale Gründe, warum Corporate Influencer für Unternehmen wertvoll sind:

  • Authentizität: Corporate Influencer vermitteln ein ehrliches Bild vom Unternehmen, das für Außenstehende greifbarer ist.
  • Employer Branding: Sie tragen dazu bei, das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren, was insbesondere im „War for Talents“ entscheidend ist.
  • Vertrauensaufbau: Menschen neigen dazu, Marken und Unternehmen zu vertrauen, wenn sie sehen, dass Mitarbeiter:innen positiv über ihren Arbeitsplatz sprechen.
  • Engagement: Corporate Influencer interagieren direkt mit potenziellen Kund:innen, Partner:innen und zukünftigen Kolleg:innen und fördern den Austausch und die Vernetzung.

 

Chancen und Risiken für Unternehmen und Mitarbeitende

Das Konzept des Corporate Influencing bietet zahlreiche Chancen, birgt aber auch gewisse Risiken. Unternehmen können durch authentische Mitarbeiter:innenvideos und -posts enorme Reichweiten erzielen, und dies in einem organischen, nicht aufdringlichen Format. Dabei entsteht eine stärkere Bindung zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen, da die Mitarbeiter:innen das Vertrauen erhalten, ihre eigenen Erfahrungen zu teilen.

Auf der anderen Seite gibt es Risiken, wenn die Inhalte der Corporate Influencer nicht mit der Unternehmensbotschaft bzw. den Werten des Unternehmens übereinstimmen oder wenn Mitarbeitende ihre persönliche Meinung zu stark in den Vordergrund stellen. Es besteht die Gefahr, dass dies zu Missverständnissen oder sogar negativen Auswirkungen auf die Marke führt. Hier ist eine klare Social Media-Richtlinie entscheidend, die den Corporate Influencern genügend Freiraum lässt, aber klare Leitplanken bietet.

 

Chancen für Mitarbeitende:

  • Persönliche Markenbildung: Mitarbeitende haben die Chance, ihre persönliche Marke aufzubauen und als Expert:in in ihrem Bereich wahrgenommen zu werden.
  • Karrieremöglichkeiten: Corporate Influencing kann zu neuen beruflichen Chancen führen, sei es innerhalb des Unternehmens oder außerhalb.
  • Netzwerkaufbau: Durch das Teilen von Inhalten und das Knüpfen von Kontakten erweitern Mitarbeitende ihr berufliches Netzwerk.

 

Risiken für Mitarbeitende:

  • Überforderung: Der Druck, regelmäßig Inhalte zu erstellen, kann zusätzlichen Stress verursachen, insbesondere wenn dies nicht zu den eigentlichen Aufgaben zählt.
  • Trennschwierigkeiten: Mitarbeitende müssen ihre private und berufliche Präsenz in Sozialen Medien sorgfältig trennen, um Konflikte zu vermeiden.

Corporate Influencer im Recruiting

Eine der stärksten Entwicklungen im Bereich Corporate Influencing ist der Einsatz dieser Mitarbeitenden im Recruiting. Potenzielle Bewerber:innen erhalten durch die Posts und Berichte von Corporate Influencern Einblicke in das Unternehmen, die weit über das hinausgehen, was in einer Stellenausschreibung oder auf einer Karriereseite vermittelt werden kann.

Bewerber:innen wollen wissen, wie die Arbeitskultur wirklich ist, welche Entwicklungsmöglichkeiten es gibt und wie das Team im Alltag zusammenarbeitet. Corporate Influencer können diese Fragen direkt und auf authentische Weise beantworten. Sie zeigen, wie der Arbeitsplatz tatsächlich aussieht und machen so das Unternehmen für Talente attraktiver.

Dies kann nicht nur die Qualität der Bewerbungen steigern, sondern auch die Anzahl der eingehenden Bewerbungen erhöhen, insbesondere in umkämpften Branchen wie dem IT-Sektor.

 

Beispiele für weibliche Corporate Influencer in der Tech-Branche

Einige inspirierende weibliche Vorbilder, die als Corporate Influencer im technischen Bereich aktiv sind, sind:

  • Nana Janashia: Als DevOps-Expertin und Gründerin der beliebten YouTube-Plattform „Techworld with Nana“ teilt sie regelmäßig Inhalte zu DevOps, Kubernetes und Cloud-Technologien. Ihre Fähigkeit, komplexe technische Themen verständlich zu vermitteln, macht sie zu einer einflussreichen Persönlichkeit in der Tech-Welt.
  • Frederike Fritzsche: Sie hat sich als Tech Ambassador im OTTO-Konzern der Aufgabe verschrieben den digitalen Kulturwandel voranzutreiben und die Menschen im Unternehmen dabei zu begleiten. Denn KI, Metaverse und Web3 bieten für OTTO eine Menge Chancen, sind aber auch eine Herausforderung für eine Organisation, die auf eine Tradition von fast 75 Jahren zurückblickt. Frederike ist überzeugt, dass Diversität dafür ein entscheidender Schlüssel ist.
  • Gudrun Senk: Als CTO der Wiener Linien setzt sich Gudrun für Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit ein. Sie nutzt ihre Social Media-Präsenz, um den Wandel in der Verkehrs- und Energiebranche zu fördern und andere für umweltfreundliche Technologien zu begeistern.
  • Oleksandra Lazarchuk: Software-Ingenieurin mit besonderem Fokus auf Cloud-Technologien und Systemarchitektur. Sie teilt auf LinkedIn regelmäßig Einblicke in die neuesten technischen Entwicklungen und engagiert sich für mehr Diversität in der Tech-Branche.

 

Die o. a. Damen tragen aktiv dazu bei, das Bild von Frauen in technischen Berufen zu stärken und andere zu ermutigen, sich für diese Branchen zu begeistern.

Zukunft des Corporate Influencing

Das Konzept der Corporate Influencer steckt zwar noch in den Kinderschuhen, entwickelt sich aber rasant weiter. Besonders im Recruiting wird sich dieser Trend noch verstärken, da Unternehmen mehr denn je auf authentische Einblicke in die Arbeitskultur setzen. Zudem könnten Corporate Influencer in Zukunft noch stärker mit der Unternehmenskommunikation und dem Marketing verzahnt werden. Auch die Nutzung neuer Technologien wie Virtual Reality oder KI-gestütztes Storytelling könnte das Corporate Influencing auf ein neues Level heben.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Corporate Influencing nicht nur ein Trend, sondern eine langfristige Strategie ist, die Unternehmen dabei helfen kann, ihre Markenidentität zu stärken und gleichzeitig den Dialog mit der Außenwelt zu intensivieren.

Andrea König
Mag. Andrea König, BA

Als Soziologin & Business Coach hat sich Andrea König mit ihrem Blog „Karrieregeflüster | Dein Trend-Echo aus der neuen Arbeitswelt“ zum Ziel gesetzt, New Work erlebbar zu machen. Seit über zehn Jahren ist sie bereits im Bereich Human Resources im Umfeld eines Großkonzerns tätig. Dabei hat sie schon zahlreichen Menschen geholfen, sich in der neuen Arbeitswelt entwickeln und entfalten zu können. Ihren Antrieb holt sie sich aus ihrem Gespür für Trends & gesellschaftsrelevante Themen, sowie ihrer Empathie und Leidenschaft für die Arbeitswelt der Zukunft.

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