Die gebürtige Salzburgerin Sandra Renner entschied sich nach der Hauptschule für eine weiterführende Ausbildung in der HTL, wo sie sich – motiviert durch das Vorbild ihres Großvaters und ihres Vaters – für den Fachbereich Elektrotechnik entschied.
Im OVE Fem-Interview erzählt sie u. a. von ihren Einsatzbereichen bei der Salzburg AG, ihrer erfolgreichen Job-Suche nach der Matura und den Qualifikationen, die sie aus der HTL mitgenommen hat.
OVE Fem: Frau, Renner, Sie sind seit Jänner als Elektrotechnikerin für die Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation tätig und aktuell mit den Bereichen Netzberechnungen, GIS-Anwendungen und Berechnung von PV-Anlagen, Wasserkraftwerken und Windkraft befasst. Das klingt nach einem sehr großen Aufgabengebiet. Was ist der eine, gemeinsame Nenner dieser Bereiche?
Sandra Renner: Der gemeinsame Nenner dieser Bereiche ist natürlich das Stromnetz. Die Einspeisebestätigungen dienen zur Genehmigung, dass die PV-Anlage, zum Beispiel Ihres Hauses, in das Stromnetz einspeisen darf. Natürlich ist das Einspeisen immer möglich, eventuell müssen allerdings Anpassungen in unserem Stromnetz vorgenommen werden. Diese werden unter anderem von mir bearbeitet.
OVE Fem: Gibt es für Sie einen typischen Arbeitstag, und wenn ja, wie darf man sich diesen vorstellen?
Renner: Ja einen typischen Arbeitstag gibt es, dieser findet meistens im Büro statt. Er beginnt zwischen 6:30 und 8:30 Uhr, da wir ein Gleitzeitmodell genießen dürfen. Am Morgen bearbeite ich meine E-Mails und gehe meinen Terminkalender durch. Natürlich haben wir oft einige Besprechungen oder Abstimmungen, die im Team abgehalten werden – durch Corona leider fast nur über MS-Teams, was die Besprechungen nicht einfacher macht.
Mein Hauptthemengebiet sind die Einspeisebestätigungen von PV-Anlagen und Kraftwerken. Dafür verwende ich das GIS (Geografisches Informationssystem). Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Abstimmung mit Kunden und Kollegen.
Zurzeit befinde ich mich noch in der Einlern- und Einschulungsphase; in den nächsten Wochen und Monaten werden noch viele spannende Themen auf mich zukommen.
OVE Fem: Wie und wann kamen Sie das erste Mal mit Elektrotechnik in Berührung und was war für Sie ausschlaggebend, eine Ausbildung in diesem Bereich zu absolvieren?
Renner: Durch meinen Vater kam ich schon in meiner Kindheit mit Elektrotechnik in Berührung. Und: Mein Großvater ist gelernter Elektriker. Die Elektrotechnik liegt also in der Familie.
Als Kind durfte ich meinem Vater immer wieder bei der Arbeit helfen, wodurch ich sehr viel lernte und auch mein Interesse geweckt wurde. In der Hauptschule besuchte ich den mathematisch-technischen Schwerpunkt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass die Technik das Richtige für mich ist.
Diese Fächer machten mir immer am meisten Spaß. Somit war die Entscheidung für meinen weiteren Weg in der HTL Salzburg eine logische Folge. Dass die Wahl auf den elektrotechnischen Zweig fiel, war eben durch meine frühen Berührungspunkte mit diesem Fachbereich ganz klar.
OVE Fem: Sie haben recht rasch nach Ihrer Matura einen Job als Elektrotechnikerin angenommen. Wie gestaltete sich Ihre erste Jobsuche? Gab es ein großes Angebot, aus dem Sie wählen konnten?
Renner: Die Jobsuche fiel mir nicht leicht, da ich in der HTL viele verschiedene Bereiche kennenlernen durfte und mir noch nicht ganz klar war, auf welchen ich mich nun nach der Schule spezialisieren möchte. Schnell gab es einige interessante Jobangebote, tatsächlich klappte bei mir schon die erste Bewerbung. Als HTL-Absolventin ist man sehr gefragt, der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist nach wie vor sehr hoch.
OVE Fem: Aus heutiger Sicht und mit der praktischen Erfahrung, die Sie mittlerweile haben: Wie beurteilen Sie im Nachhinein Ihre Vorbereitung durch die HTL (Stoffgebiete, Lehrkörper etc.) auf die heutige Arbeitswelt?
Renner: Ein großer Überblick über viele elektrische Themen, die Grundlagen der Elektrotechnik und einige spezifische Einblicke, die ich über die fünfjährige Schullaufbahn sammeln durfte, waren zum Einstieg eine sehr große Hilfe. Das jeweilige fachspezifische Wissen, welches für die tägliche Arbeit erforderlich ist, kann in der Schulzeit natürlich nicht vermittelt werden. Dieses Wissen muss dann vom jeweiligen Unternehmen weitergegeben werden.
OVE Fem: Nach wie vor sind Frauen in technischen Berufen in der Minderheit. Wo müsste man aus Ihrer Sicht den Hebel ansetzen, um den Frauenanteil zu erhöhen?
Renner: Das ist eine interessante Frage, die leider auch sehr schwer zu beantworten ist. Eine große Rolle spielt natürlich die Ausbildung, beginnend mit der Volksschule. Ein Beispiel dazu: In meiner Schulzeit hatten alle Mädchen Textiles Werken und alle Buben Technisches Werken…. Um den Frauenanteil zu erhöhen, müsste der Zugang zur Technik für Mädchen, meiner Meinung nach, von Kindheit an gefördert werden.
OVE Fem: Was bereitet Ihnen an Ihrem Job am meisten Freude?
Renner: Es ist sehr interessant, die komplexen Zusammenhänge eines Stromnetzes kennen zu lernen. Tätigkeiten, welche abwechslungsreich und technisch interessant sind, lassen einen Arbeitstag schnell verstreichen.
Die Zusammenarbeit mit den Kollegen und den anderen Bereichen in der Firma macht mir Freude. Da ich noch relativ neu im Unternehmen bin und zurzeit die Möglichkeit habe, mir viele Bereiche anzusehen, gibt es sehr viel Abwechslung und auch immer wieder neue Herausforderungen.
OVE Fem: Wie finden Sie Ausgleich zu Ihrem Berufsalltag?
Renner: Der technische Beruf ist in meinem Fall ein Bürojob mit viel Denkarbeit. Mein Ausgleich dazu sind körperliche Bewegung und Sport. Am wohlsten fühle ich mich in den Bergen, im Sommer beim Wandern, im Winter auf der Piste. Nach der Arbeit spiele ich meistens Volleyball mit Freunden, um ausgeglichen in den nächsten Arbeitstag zu starten.
OVE Fem: Vielen Dank für das Interview.