Projekt "Geteilte Führung"

Das Projekt „Geteilte Führung“ wurde von OVE Fem, dem Netzwerk für Frauen im OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik, in Kooperation mit ABZ*AUSTRIA initiiert und durchgeführt.

Unter Mitarbeit engagierter OVE-Mitglieder und externer Expert:innen konnte das Projekt nun mit der Publikation eines Whitepaper abgeschlossen werden. Geboten wird eine Bestandsaufnahme mit Empfehlungen für die ersten Schritte zur Einführung des Modells „Geteilte Führung“ in Unternehmen der Elektro- und Informationstechnik sowie Energiewirtschaft.

Download "Geteilte Führung: Status quo und how to get started"

Überblick

Unsere Arbeitswelt ist im Umbruch. Schlagworte wie Digitalisierung und Globalisierung sind allgegenwärtig – ihnen gegenüber steht eine zunehmende Individualisierung. Moderne Formen der Arbeitsgestaltung und New Work-Themen im Allgemeinen rücken – nicht zuletzt seit Ausbruch der Corona-Pandemie – immer mehr in den Fokus.

So waren bei einer von Deloitte im Juni und Juli 2019 unter österreichischen Unternehmen durchgeführten Umfrage (Alternative Arbeitsformen, Deloitte, August 2019) 83 Prozent der Befragten der Meinung, dass "alternative Arbeitsformen in Zukunft an Bedeutung gewinnen würden."

Vor allem bei der Gruppe der Berufseinsteiger/innen spielt ein gelungener Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben – durchaus auch im Sinne einer zunehmenden Freizeitorientierung – eine immer wichtigere Rolle (vgl. Bedeutung der Work-Life-Balance in Österreich nach Altersgruppen 2019, MAKAM Research). 

Mit diesem Wertewandel einher geht die Tatsache, dass Arbeit in Teilzeit immer beliebter und vorstellbarer wird. Flexible Arbeitszeiten liegen für Frauen und Männer im Trend.

Topsharing ist im Vormarsch

Als eine relativ junge Entwicklung in diesem Zusammenhang darf das Arbeitsmodell der „Geteilten Führung“ (Topsharing) betrachtet werden. „Mit Topsharing können Unternehmen den Rekrutierungspool erweitern, Führungskräfte entlasten, den Frauenanteil im Management erhöhen und so dem drohenden Führungskräftemangel entgegenwirken“, so sieht Esther Himmen in ihrer „Studie zum Interesse an Jobsharing auf Führungsebene“ die Vorteile von geteilter Führung.

Ein wesentlicher Faktor ist, dass sich Diversität in der Führung stark positiv auf die Team-Performance in Richtung Kreativität und Innovation auswirkt. In Zeiten der Systemtransformation entsteht dadurch ein klarer Wettbewerbsvorteil, der sich auch in der gesamten Wirtschaftlichkeit widerspiegelt.

Whitepaper mit Handlungsempfehlungen

OVE Fem, die Mitglieder-Plattform im OVE, die Fachexpertinnen, Innovatorinnen und weibliche Führungskräfte aus der Branche der Elektrotechnik, Informationstechnik und Energiewirtschaft vernetzt, verfolgt das Ziel, Klischees und Vorurteile aufzubrechen, mehr Frauen in die Führung zu bringen, vielfältige sowie zeitgerechte Vorbilder zu schaffen und neue Inspiration zu bringen – für Frauen und Männer.

Mit einer diversen Projektgruppe bestehend aus engagierten OVE-Mitgliedern und einem aus erfahrenen Topmanager/innen zusammengesetzten Projektbeirat in Kooperation mit ABZ*Austria wurde im Rahmen des Projekts „Geteilte Führung“ ein Whitepaper mit Best Practices und konkreten Handlungsempfehlungen als Impuls für die Branche erarbeitet.

Der Projektstart erfolgte im November 2020.

Was ist "Geteilte Führung"?

Im OVE Fem-Projekt "Geteilte Führung" stützen wir uns auf folgende Definition:

Geteilte Führung oder auch Topsharing: Die Wortkreation Topsharing kommt aus dem Zusammensetzen der Worte Top Management und Job Sharing und meint die geteilte Führungsrolle.

Topsharing ist ein partnerschaftliches Führungskonzept mit neuen Formen der Entscheidungsfindung und die Weiterentwicklung des Jobsharing-Modells für Top-Positionen, bei dem zwei Führungskräfte gemeinsam eine Position bekleiden, gleichberechtigt ein Team führen und Verantwortung gemeinsam übernehmen.

So können sich beispielsweise zwei Personen in Teilzeit eine Führungsposition teilen und mit einem Arbeitspensum von insgesamt 130 % oder 150 % realisieren. Als Synonyme zu Topsharing werden auch die Begriffe Co-Führung oder Co-Leitung verwendet.

Nicht gemeint sind folgende Begriffe und Konzepte:

Job Sharing: Form der flexiblen Arbeitszeitgestaltung, bei der sich zwei Personen eine Vollzeitposition in inhaltlicher und zeitlicher Hinsicht teilen, allerdings handelt es sich nicht zwangsläufig um eine Führungsposition.

Duales Führen: systematische Aufteilung der Führungsagenden und Aufgabengebiete zwischen zwei Führungskräften; Trennung zwischen strategischen und operativen Aufgaben; strategische Aufgaben in der Regel übergreifend, werden im Team bearbeitet und entschieden; operative Aufgaben werden einer Führungskraft zugeteilt.

Shared Leadership (und weitere Formen der kollaborativen Führung): Verteilung von Führung auf unterschiedliche Akteure in dem Sinne, dass es in einem Team nicht nur einen, sondern mehrere Führende gibt; Aufteilung des Führungshandelns auf unterschiedliche Beteiligte; Führung, die von Teammitgliedern ausgeht.

Links:
https://diebusinesscoach.at/topsharing-geteilte-fuehrungsrolle/
https://businessnews.swissconsultants.ch/co-fuehrung-organisationsform-der-zukunft/
https://de.wikipedia.org/wiki/Geteilte_F%C3%BChrung

Fragestellungen und Ziele

Bei der Auseinandersetzung mit New Work-Modellen allgemein und Topsharing im Speziellen tun sich viele Dimensionen auf, die zeigen, wie mannigfaltig und facettenreich das Thema ist – sowohl für Arbeitnehmer/innen als auch für Arbeitgeber/innen. In jedem Fall kann geteilte Führung aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden: von der viel zitierten Work-Life-Balance mit Schlagwörtern wie „Zeitautonomie“, „Lebensphasenorientierung“ oder „Burnout-Prävention“ über einen erfolgreichen Wissenstransfer zwischen den Generationen bis hin zur Performance-Optimierung, um nur einige Aspekte zu nennen.

Im OVE Fem-Projekt fokussieren wir auf fünf ausgewählte Themen-Cluster:

  • Thema 1: Arbeitskomplexität | Informations- und Entscheidungs-Sharing | Knowledge Sharing
  • Thema 2: Work-Life-Balance | Vereinbarkeit | Lebensphasenorientiertes Arbeitsmodell
  • Thema 3: Wirtschaftlichkeit | Effektivität
  • Thema 4: Team Performance | Innovation | Kreativität
  • Thema 5: Unternehmensorganisation | Unternehmenskultur

Mit unserem Projekt verfolgen wir das Ziel, das Arbeitsmodell "Geteilte Führung" in der/für die Branche der Elektrotechnik, Informationstechnik und Energiewirtschaft, als eine zielführende Alternative aufzuzeigen, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Anhand konkreter nationaler Beispiele sowie Exempel aus dem D-A-CH-Raum wird gezeigt, wie „Geteilte Führung“ gelingen kann.

Es werden Chancen für die Karriereentwicklung aufgezeigt und somit Impulse zu einer positiven Weiterentwicklung von „Geteilter Führung“ in der Branche gesetzt. Mögliche Barrieren für Branchen-Unternehmen im Umgang mit „Geteilter Führung“ werden identifiziert und Handlungsempfehlungen dargelegt.

Durch eine Auseinandersetzung mit und eine Etablierung von modernen Arbeitsmodellen, die nachweislich eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen zur Folge haben, soll die Branche der Elektrotechnik, Informationstechnik und Energiewirtschaft ihr zukunftsorientiertes Agieren unter Beweis stellen.

Das Projekt spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen und Anforderungen wider, führt zu einer positiven Wahrnehmung und attraktiviert somit die Branche für Berufsein- und umsteiger/innen als potentielles und erstrebenswertes Arbeitsfeld.

„Das Konzept kann nachweislich den Frauenanteil im Management erhöhen und dem drohenden Führungskräftemangel entgegenwirken.“
Vorsitzende OVE Fem, Leiterin Team & Programm Wasserstoff Wien Energie GmbH

Projekt-Team

Die OVE Fem-Projektgruppe "Geteilte Führung" ist eine offene Gruppe bestehend aus engagierten Damen und Herren aus dem Netzwerk des OVE bzw. aus der Branche der Elektrotechnik und Informationstechnik mit diversen beruflichen Hintergründen im Bereich der (Elektro-)Technik. 

Gemeinsam erarbeiten wir das Thema "Geteilte Führung" – wir recherchieren, wo dieses Arbeitsmodell bereits praktiziert und gelebt wird, beleuchten in Gesprächen und Interviews die Hintergründe, sammeln Vorteile des Modells, hinterfragen mögliche Barrieren und bringen Lösungsvorschläge ein.

Zusätzlich werden Stakeholder-Workshops mit Unternehmen aus der Branche und mit den Sozialpartnern stattfinden. Die gesammelten Erkenntnisse dienen dann als Basis für ein White-Paper mit konkreten Handlungsempfehlungen als Impuls für die Branche.

Die Arbeit der Projektgruppe wird inhaltlich und strategisch unterstützt durch den OVE Fem-Projekt-Beirat, bestehend aus erfahrenen Top-Manager:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Michaela LEONHARDT
Initiatorin, Projekt-Co-Founderin

Vorsitzende OVE Fem,
Leiterin Team & Programm Wasserstoff Wien Energie GmbH

Manuela VOLLMANN
Projekt-Co-Founderin

Vorstandsvorsitzende, Geschäftsführerin und Initiatorin von ABZ*AUSTRIA

Gerda HABERSATTER
Projektleitung

OVE Fem, OVE Medien und Nachwuchsinitiativen

  • Regine BENDL, Institut für Gender und Diversität in Organisationen, WU Wien
  • Michaela ERNST, Chefredakteurin SHEconomy
  • Michaela LEONHARDT, Vorsitzende OVE Fem, Leiterin Team & Programm Wasserstoff Wien Energie GmbH
  • Helmut LEOPOLD, Head of Center for Digital Safety & Security,  AIT Austrian Institute of Technology GmbH
  • Alexandra SINGER-WEIDINGER, Managing Director/Partnerin, Jobaffairs GesmbH
  • Manuela VOLLMANN, Vorstandsvorsitzende, Geschäftsführerin und Initiatorin ABZ*AUSTRIA
  • Lilla BREITKOPF, Studierende Elektrotechnik, TU Wien, OVE Young Engineers Wien Vorsitzende
  • Dominik CZESCHKA, Projektleiter IES Institut für Elektrotechnik und Sicherheitswesen Ziviltechniker GmbH
  • Susanne FORMANEK, Geschäftsführerin Verein Frau im Fokus
  • Lia GRUBER, Universitätsassistentin am Institut für Energiewirtschaft und Energieinnovation TU Graz, OVE Young Engineers Graz Vorsitzende
  • Beatrix HAUSNER, Gender & Diversität ÖGUT Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
  • Elena JUST-MOCZYGEMBA, Projektleiterin Grazer Energieagentur Ges.m.b.H.
  • Andrea KÖNIG, HR Trend Scout & Employer Branding Specialist Wien Energie GmbH
  • Lukas SCHWALT, Institut für Hochspannungstechnik und Systemmanagement TU Graz
  • Daniela SCHLÜSSELBERGER, Erneuerbare Energie & Energielösungen, ELEKTRIZITÄTSWERK GÖSTING V. FRANZ GmbH
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