Die europäische Gaia-X Initiative Accelerating European Data Ecosystems for Economic, Ecological and Societal Value Creation

Ausgangspunkt für Gaia-X ist die steigende Herausforderung für Unternehmen, mit der Dynamik der Digitalisierung in sämtlichen Wirtschaftsbereichen Schritt halten und wettbewerbsfähig bleiben zu können. Einerseits verlieren Nutzer:innen oft die Kontrolle über ihre Daten, wenn sie diese durch eine andere Organisation verarbeiten lassen.

Andererseits wird die Möglichkeit, sich an neuen Geschäftsmodellen und Innovationen zu beteiligen, durch aktuelle Monopolstrukturen im globalen digitalen Markt beeinträchtigt. Dies und zusätzliche Bedenken im Bereich der Datensicherheit und der Durchsetzbarkeit europäischer Regeln und Gesetze sind eine mittlerweile erkannte grundlegende Bedrohung der Datenautonomie und Wertschöpfung für den Wirtschaftsraum der EU.

Das Projekt Gaia-X adressiert diese Herausforderung und schafft einen Rahmen, in dem sich alle beteiligten Organisationen aus beliebigen Sektoren auf ein einheitliches Regelwerk einigen können und damit sicherstellen, dass grundlegende Werte eingehalten werden: Datensouveränität, Datenschutz, Vertraulichkeit, Sicherheit, Technologieneutralität und Interoperabilität.

 

Ziele von Gaia-X

Ziel des Projektes Gaia-X ist es, dass Organisationen, Unternehmen sowie Nutzer:innen Daten effizient und ökonomisch verarbeiten und untereinander teilen können, aber dennoch weiterhin die Kontrolle über diese Daten behalten. Nicht nur darüber, wo diese gespeichert werden, sondern auch darüber, wer diese Daten zu welchem Zweck nutzen darf. Gaia-X ist daher weder ein neues europäisches Rechenzentrum noch ein neuer Cloud Service.

 

Was ist Gaia-X?

Das Projekt Gaia-X wurde ursprünglich vom deutschen Wirtschaftsministerium initiiert, hat sich aber mittlerweile zu einer breiten Initiative der Wirtschaft in mehreren EU-Mitgliedsstaaten entwickelt. Die Organisation von Gaia-X besteht aus drei wichtigen Säulen: der Gaia-X Association auf EU-Ebene, den nationalen Gaia-X Hubs in den EU-Mitgliedsstaaten und außerhalb sowie der Gaia-X Community.

Gaia-X organisiert sich als Not-for-Profit-Verein in Brüssel unter dem Namen Gaia-X Association internationale sans but lucratif (AISBL) und hat derzeit rund 340 Mitglieder (Stand 06/2022).

Gaia-X Hubs sind die zentralen und länderspezifischen Anlaufstellen für Unternehmen, Stakeholder:innen, Initiativen, Verbände und öffentliche Einrichtungen, die die Umsetzung der Gaia-X-Strategie in den Mitgliedsstaaten sicherstellen und Projekten mit der jeweiligen lokalen Wirtschaft zum Erfolg verhelfen sollen. Mittlerweile gibt es in einem Großteil der EU-Länder und darüber hinaus Gaia-X Hubs.

 

Der österreichische Gaia-X Hub

Am 30. März 2022 wurde der Gaia-X Hub Austria offiziell durch die europäische Gaia-X Association bestätigt. Auf Initiative des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) und des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ist der Hub ein Zusammenschluss von interessierten Organisationen, für die eine moderne Dateninfrastruktur wesentlich ist.

Durch Einbindung einer breiten Basis an relevanten Interessensvertretungen der österreichischen Forschung, Technologie und Wirtschaft wurde von BMDW und BMK diese nationale Initiative ins Leben gerufen.

Der Gaia-X Hub Austria wird für den Wirtschaftsstandort Österreich sicherstellen, dass in dieser wesentlichen Phase der digitalen Transformation Zeit nicht ungenützt verstreicht, sondern dass Politik, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft, Verwaltung und Organisationen der Zivilgesellschaft aktiv und in einigen Themenbereichen führend an der europäischen Gaia-X-Initiative teilnehmen.

Dazu werden vier strategische Handlungsfelder adressiert.

 

Bestandteile von Gaia-X

Um die Prinzipien und Werte von Gaia-X in die Realität umzusetzen, werden derzeit unter der Koordination der Gaia-X Association erforderliche Software-Komponenten entwickelt. Diese werden als Gaia-X Federation Services (GXFS) bezeichnet.

Mit ihrer Hilfe soll es Organisationen möglich sein, Daten miteinander auszutauschen und dennoch die Kontrolle über deren Nutzung zu behalten. Einzelne GXFS-Komponenten sind z. B. die Identifikation der teilnehmenden Organisationen, die Darstellung der Datendienste, die automatisierte Kontrolle der Einhaltung des Regelwerks oder Notariatsdienste zur Erstellung von Verträgen.

Dieser Beitrag ist im OVE Informationstechnik-Newsletter mit Schwerpunkt IoT, Ausgabe Juli 2022, erschienen. Den Newsletter als Gesamtdokument finden Sie hier.

Die Gaia-X Association veröffentlicht sämtliche Spezifikationen der GXFS und stellt auch den gesamten Software Code als Open Source allen frei zur Verfügung: Industrieunternehmen, KMUs, Start-ups, Forschungseinrichtungen, Organisationen der öffentlichen Verwaltung, Entwickler:innen, IT- und Cloud Service-Funktionen.

Sie alle können auf der Basis von Gaia-X-Prinzipien und mit Unterstützung der Federation Services ihre Produkte und Services darstellen, Daten austauschen und gemeinsam innovative Geschäftsmodelle entwickeln.

Das Projekt Gaia-X soll Innovationen in sämtlichen Wirtschaftssektoren fördern und einer weiter steigenden Abhängigkeit von einzelnen wenigen monopolistischen Akteur:innen entgegenwirken. Der Wettkampf um die Vorherrschaft im Cloud-Infrastruktur-Geschäft mag für Europa verloren sein, aber die Karten für das Geschäft mit Daten werden derzeit erst gemischt.

Mit Gaia-X wird ein Rahmen geschaffen, der fundamentalen europäischen Werten gerecht wird: Souveränität, Offenheit, Fairness, Sicherheit und Vertrauen. Gaia-X wird damit nicht nur wenigen nützen, sondern vielen Unternehmen und Organisationen weltweit eine faire Chance auf einfachere Teilnahme am digitalen Markt ermöglichen.

 

Entstehende Datenökosysteme

Derzeit entstehen in ganz Europa basierend auf Gaia-X konkrete Datenräume in unterschiedlichen Domänen. Österreich ist dabei mit dem bilateralen Projekt EuProGigant in einer führenden Rolle vertreten. EuProGigant baut ein standortübergreifendes, digital vernetztes Produktionsökosystem auf.

Im Ökosystem, bestehend aus Daten- und Infrastruktur-Ökosystem, wird aufgezeigt, wie ein Mehrwert für Kunden und produzierende Unternehmen durch gesteigerte Wertschöpfung auf Basis der smarten und souveränen Nutzung von Daten praktisch umgesetzt werden kann.

Dies stärkt die europäische Industrie und somit den europäischen Wirtschaftsstandort, und treibt den Beitrag der Industrie zur nachhaltigen Entwicklung Europas voran.

Neben diesem Leuchtturmprojekt entwickeln sich gerade viele weitere innovative Datenökosysteme. Der Gaia-X Hub Austria unterstützt dabei und steht für Anfragen gerne zur Verfügung. Nähere Informationen und Kontaktmöglichkeiten finden Sie unter www.gaia-x.at.

Tobias Höllwarth
Geschäftsführer Sourcing International
Mitglied des Management Boards des österreichischen Gaia-X Hubs

Über den österreichischen Gaia-X Hub

Der österreichische Gaia-X Hub wurde auf Initiative des BMDW und des BMK gegründet und am 30. März 2022 offiziell bestätigt. Als zentrales Steuerungsgremium für den Gaia-X Hub wurde ein Gaia-X Management Board mit sechs Mitgliedern sowie sechs Stellvertreter:innen gewählt. Dem Gaia-X Management Board wurde ein Gaia-X Advisory Board in beratender Funktion zur Unterstützung zur Seite gestellt. Organisationen wie BMDW, BKA, BMK, IV, UBIT, KSÖ, DIO, AK, AIT entsenden Vertreter:innen in dieses Board. Als juristische Person und zentrale Koordinierungsstelle des Hubs wurde das AIT eingesetzt.