Der Klima- und Energiefonds unterstützt die Bundesregierung bei der Umsetzung ihrer Klima- und Energieziele. Für die aktuelle Ausgabe der e&i haben wir mit Geschäftsführerin Theresia Vogel unter anderem über Innovationen für die Energiewende und den problematischen Mangel an Wissen über technische Berufsbilder gesprochen.
e&i: Sie sind seit 2010 Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds. In dieser Zeit gab es sicher einige Höhepunkte, aber auch Hürden zu überwinden. Was waren für Sie prägende Ereignisse in diesen Jahren?
Vogel: Ein Schlüsselelement ist, dass sich in den letzten drei bis vier Jahren endlich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass der Klimawandel menschgemacht ist und wir rasch handeln müssen. Junge Menschen gehen für ihre Sache auf die Straße, erheben für ihre Zukunft die Stimme. Und was auf der Straße landet, wird auch von der Politik wahrgenommen – weltweit. Damit können nun auch Themen, die uns in der Forschung schon über Jahre beschäftigen, in die erfolgreiche Umsetzung gehen. Ein Beispiel dafür sind etwa Smart Grids, die wir schon vor zehn, zwölf Jahren am Radar hatten. Wo zu Beginn noch ein paar vorsichtige Projekte standen, sind wir heute bei in der Praxis machbaren erneuerbaren Energiegesellschaften angekommen. Ein weiteres Beispiel ist die Elektromobilität, die bei uns um 2008 begonnen hat. Damals wurde man noch belächelt. Inzwischen steigt die Zahl der Fahrzeuge, und Elektromobilität ist als reale Sektorkopplung erlebbar. Zwei große Sektoren, die mit Strom zu tun haben, wachsen zusammen. Das nächste große Thema wird vielleicht die Wasserstofftechnologie sein. Die Forschung gewinnt hier gerade enorm an Dynamik. (…)
e&i: Das im Juli verabschiedete EAG-Paket enthält neben vielen weiteren Eckpunkten auch die Möglichkeit der Bildung von Energiegemeinschaften. Ende September wurde im Klima- und Energiefonds die Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften eingerichtet – wie sehen die konkreten Aufgaben dieser Stelle aus?
Vogel: Energiegemeinschaften sind neue Organisationsformen und leisten einen Beitrag zur künftigen Energiewelt. Sie eröffnen nun auch für Private die Möglichkeit, sich aktiv am Energiesystem zu beteiligen. Die technologischen Rahmenbedingungen sind mittlerweile gegeben. Wir haben Aufbringungstechnologien, die durchaus kostengünstig verfügbar sind, etwa Photovoltaik oder Wärmepumpen und Ähnliches, und wir haben das Thema Speicher so weit entwickelt, dass es auch für Privathaushalte Lösungen gibt. Die Koordinierungsstelle hat den zentralen Auftrag, die Aktivitäten zur Förderung von Energiegemeinschaften zu bündeln und Energiegemeinschaften nachhaltig in Österreich zu etablieren. Sie ist eine Servicestelle für die Bundesländer und mit den Bundesländern gemeinsam eine Unterstützungsstelle für alle Anfragenden. Die Leiterin der Koordinierungsstelle, Eva Dvorak, ist eine ausgewiesene Energie-Expertin und entwickelt mit ihrem Team praxisnahe Unterstützungsangebote. Es geht einfach darum, die Eintrittsschwelle für Energiegemeinschaften möglichst niedrig zu gestalten – sei es durch effiziente und transparente Abläufe, die Bereitstellung von Formularen, das Angebot von Services und Beratung oder die Abstimmung mit den Landesagenturen – und eine Qualitätssicherung zu gewährleisten. (…)
e&i: In Ihrer Zeit als HTL-Lehrerin hatten Sie einen intensiven Austausch mit Jugendlichen, die sich bereits für eine technische Ausbildung entschieden haben. Um die Herausforderungen, vor die der Klimawandel uns stellt, zu meistern, werden wir aber noch weitaus mehr junge Menschen, vor allem auch Mädchen, für einen technischen Beruf gewinnen müssen. Wie kann dies gelingen?
Vogel: Ich denke, das hängt unter anderem mit der Sichtbarkeit von Technik und von den Menschen, die dahinterstehen, zusammen. Es braucht mehr Vorbilder und Role Models. Außerdem ist das Wissen um die Berufsbilder in diesen Branchen noch viel zu gering. Wenn man nicht jemanden kennt, der in einer bestimmten Branche, etwa der Elektrotechnik, arbeitet, hat man oft keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet. Das kann von „ich will nicht, dass meine Tochter auf Masten klettert“ bis hin zu „mein Sohn könnte im Schaltschrank umkommen“ gehen. Da gibt es enormen Aufholbedarf, und ich glaube, jeder Schritt und jeder Beitrag hilft. (…) Wir sollten auch unbedingt mehr positive Stories erzählen, weil Technik ja zum Teil eher übel beleumundet ist. Es geht darum, nicht nur die Gefahren der Technik zu thematisieren, sondern vor allem die Chancen und den Mehrwert. Zu guter Letzt brauchen wir noch mehr engagierte und kompetente Lehrende und Vortragende, die über Ausdrucks- und Begeisterungsfähigkeit verfügen und ihr Thema mitreißend vermitteln können. Wenn entsprechendes Talent erkannt wird, sollte es unbedingt stärker gefördert werden. (...)
Das vollständige Interview mit Theresia Vogel finden Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i.