Sie sind ein wesentlicher Faktor für die Energiewende und leisten mit regionaler Wertschöpfung einen wertvollen Beitrag zum österreichischen Wirtschaftssystem: elektrotechnische Gewerbebetriebe. Bundesinnungsmeister Andreas Wirth spricht im Interview für die aktuelle e&i über die Herausforderungen der Branche.
e&i: Die Energiewende ist die dringlichste Aufgabe unserer Zeit und soll in den nächsten Jahren auch in Österreich realisiert werden – welche Rolle spielen dabei die elektrotechnischen Gewerbebetriebe, die Sie seit Mai 2019 als Bundesinnungsmeister vertreten?
Andreas Wirth: Zweifellos spielt das Gewerbe der Elektrotechniker hier eine Schlüsselrolle. Wenn man die Energiewende wirklich ernsthaft angehen will, dann braucht man das Know-how vor Ort, in der Region. Und das findet man bei unseren Elektrotechnikern. Sie installieren nicht nur Photovoltaik-Anlagen oder Wallboxen für Elektromobile, sie beraten auch die Endkonsumenten. Speziell am Land merken wir, dass sich die Menschen, die Häuselbauer zu allererst an einen Elektrotechniker vor Ort wenden. Er berät die Konsumenten, wie eine PV-Anlage installiert werden kann, wie Leistungen und Erträge berechnet werden, ab wann sich eine Anlage rentiert und vieles mehr. Die Nachfrage in diesem Bereich ist derzeit enorm groß. Die aktuelle Entwicklung hat außerdem einen erheblichen Einfluss auf das Übertragungsnetz, das erweitert und stabilisiert werden muss. Auch in diesem Fall sind die Elektriker gefragt, um die EVUs beim Verstärken der Netze zu unterstützen. Allerdings gibt es bei all diesen Aufgaben ein großes Problem: Wir sind mit einem akuten Facharbeitermangel konfrontiert. Aus diesem Grund haben wir als Innung jetzt einen neuen Kurs gestartet, in dem Quereinsteiger als Elektropraktiker mit festgelegten Tätigkeiten ausgebildet werden. Damit möchten wir Arbeitssuchende in die Elektrotechnik bringen, um unsere Monteure zu entlasten. (…)
e&i: Was sind derzeit die zentralen Herausforderungen für die österreichischen Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker? Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Funktion als Bundesinnungsmeister?
Wirth: Die zentralen Herausforderungen sind natürlich die Digitalisierung und die Energiewende. Für mich ist klar, dass Ziele, die wir uns stecken, auch erreichbar sein müssen. Es bringt nichts, wenn wir behaupten, dass die mission 2030 kein Problem sein wird. Mit den aktuellen Rahmenbedingungen ist das einfach nicht der Fall. Meine Aufgabe wird es sein, diese Rahmenbedingungen zu verbessern. Unsere Branche ist sehr vielfältig: Wir beschäftigen uns ja nicht nur mit erneuerbarer Energie oder Verteilnetzen, sondern auch mit anderen Themen wie zum Beispiel Sicherheit, von der Alarmanlage über die Videoüberwachung bis hin zu Brandmeldeanlagen. Ich möchte die gesamte Branche nachhaltig aufbauen und stabilisieren. Aktuell haben wir rund 14.000 Mitgliedsbetriebe. Allerdings sind 65 % davon Ein-Personen-Unternehmen (EPUs) ohne Mitarbeiter. Ich habe mir als Ziel gesetzt, diesen Betrieben Folgendes nahezubringen: Wenn ihr Mitarbeiter aufnehmt und Arbeitsplätze schafft, bedeutet das zwar mehr Verantwortung, aber ihr könnt einfach so viel mehr weiterbringen. Wir sind gerade dabei, österreichweite Leuchtturmprojekte zu sammeln, die den EPUs als Vorbild dienen können. Außerdem möchten wir das Image des Elektrotechnikers generell verbessern, beginnend mit der Lehre. Wir starten demnächst eine große Kampagne, in der wir den Beruf des Elektrotechnikers ins rechte Licht rücken: Wir haben ein vielfältiges Arbeitsfeld und zukunftsorientierte Themen, wir tragen hohe Verantwortung, weil wir unter anderem für die kritische Infrastruktur zuständig sind.
Das vollständige Interview mit Andreas Wirth lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i.