Der hohe Stellenwert der Energieversorgung ist in den vergangenen Monaten auf drastische Weise in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt – digitaler Alltag ist ohne Strom nicht denkbar. Im Interview für die aktuelle e&i spricht Dipl.-Ing. Klaus Kaschnitz, Abteilungsleiter Betriebskoordination und Versorgungssicherheit bei der APG, unter anderem über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Übertragungsnetzbetreiber und die Folgen für die Energiewende.
e&i: Was bedeutet eine Krisensituation wie die Corona-Pandemie für eine kritische Infrastruktur? Mit welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten waren Sie als Übertragungsnetzbetreiber konfrontiert, und wie sahen die konkreten Maßnahmen der APG zur Krisenbewältigung aus?
Kaschnitz: Aus meiner Sicht ist die größte Herausforderung bei einer Pandemie die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter/innen, insbesondere des kritischen Schlüsselpersonals. In der momentanen Situation führt ja nicht erst die Krankheit, sondern bereits der bloße Verdachtsfall zur Einschränkung in der Einsatzmöglichkeit. Das oberste Gebot während eines Pandemieszenarios ist das bestmögliche Unterbinden innerbetrieblicher Infektionsketten, weil wir nur so die Verfügbarkeit des Personals für den Betrieb der kritischen Infrastruktur langfristig sicherstellen können. Das vor Augen habend, waren unsere Maßnahmen sehr restriktiv, und sie sind es zu einem großen Teil nach wie vor. Neben Einhaltung der inzwischen selbstverständlichen Hygienevorschriften haben wir vor allem auf Teamsplitting gesetzt, um unser Personal so wenig wie möglich zu durchmischen. Für die Vermeidung von Kontakten sind wir auch auf Betriebsstandorte ausgewichen, die für den Normalbetrieb nicht vorgesehen sind. Darüber hinaus mussten wir für rund vier Wochen unsere Bautätigkeiten unterbrechen. Ein wesentlicher Teil der Belegschaft, der insbesondere die Hauptverwaltung betrifft, ist innerhalb kürzester Zeit ins Homeoffice gewechselt. Eine Quarantäne von Mitarbeiter/innen an APG-Standorten haben wir uns als weitere Eskalationsstufe vorbehalten. Die Aktivierung dieser Stufe hätten wir in Betracht gezogen, wenn wirklich jemand aus dem kritischen Bereich erkrankt wäre. Das war aber zum Glück nicht notwendig.
e&i:Die Energieversorgung ist bereits seit einigen Jahren im Wandel – hat die Covid-19-Krise Auswirkungen auf die Umsetzung der #mission2030?
Kaschnitz: Wir hinken mit der Verstärkung der Netzinfrastruktur deutlich hinter dem Ausbau der Erneuerbaren her, was vor allem den langen Genehmigungsverfahren geschuldet ist. Im Bereich des Netzausbaus haben wir einen starken Nachholbedarf. Selbst bei den bestehenden und bereits integrierten erneuerbaren Kapazitäten zeigt sich, mit welch großen Problemen wir im Netz zu kämpfen haben – allein vergangenes Jahr mussten wir 150 Millionen Euro für Notmaßnahmen ausgeben, um Netzengpässe zu beseitigen. Der Netzausbau ist somit das Fundament, um die #mission2030 verwirklichen zu können. Bei Betrachtung unserer Großprojekte sprechen wir dabei über einen Realisierungshorizont von bis zu 25 Jahren. Die Covid-Pandemie hat in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle gespielt. Entscheidend ist, dass wir zur Beschleunigung des Netzausbaus in Verbindung mit den erneuerbaren Ausbauszenarien einen entsprechenden Gesetzesrahmen vorfinden.
Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i.