Pick-me-Girls und Queen Bees

Wie Frauen Vorurteile überwinden und Solidarität stärken können

Ein System, das Frauen trennt, statt zu verbinden

Wir müssen über den Umgang von uns Frauen miteinander sprechen. Über Dynamiken, die uns scheinbar trennen, statt zu verbinden. Über Begriffe wie „Pick Me Girls“ und „Queen Bees“, die mehr sind als Schlagworte, sondern Symptome eines Systems, das Frauen dazu bringt, sich gegenseitig auszustechen, anstatt sich zu stärken.

Warum? Weil es nicht nur um individuelles Verhalten geht, sondern um tief verwurzelte Strukturen, die Frauen in Konkurrenzsituationen zwingen – oft unbewusst, manchmal bewusst. Ein System, das uns sagt: „Es ist nur Platz für eine von euch an der Spitze.“ Und das ist falsch.

„Pick Me Girls“ – dieser Begriff klingt im ersten Moment nach einer hippen Beschreibung für Frauen, die sich von anderen Frauen abgrenzen, um bei Männern besser anzukommen. Doch was steckt dahinter? Es ist eine Strategie, die aus der Anpassung an patriarchale Erwartungen entsteht.

Frauen, die sagen: „Ich bin nicht wie die anderen“, sind keine Verräterinnen. Sie sind das Produkt einer Gesellschaft, die uns beigebracht hat, dass wir nur durch Abgrenzung gewinnen können. Und dann sind da noch die „Queen Bees“, Frauen, die ihre Führungsposition mit Zähnen und Klauen verteidigen, oft auf Kosten anderer Frauen. Auch sie sind keine Feindinnen. Sie sind das Resultat eines Systems, das Konkurrenz fördert, indem es Frauen in Einzelkämpferrollen drängt.

Die Wurzeln der Konkurrenz – und warum sie uns schwächt

Das Problem sind nicht die Frauen. Das Problem sind die Strukturen, die dieses Verhalten ermöglichen, ja sogar belohnen. Es sind die Erzählungen, die uns seit Jahrzehnten begleiten: dass Frauen sich gegenseitig nichts gönnen, dass sie stutenbissig sind, dass sie einander die Krone vom Kopf schlagen, anstatt sie geradezurücken und viele mehr. Aber diese Erzählungen sind falsch. Sie dienen dazu, uns zu spalten. Sie lenken ab von dem, was wirklich zählt: Solidarität.

Dabei zeigt die Realität längst, dass Frauen am meisten profitieren, wenn sie zusammenarbeiten. Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen sind erfolgreicher. Teams, die Diversität leben, sind kreativer. Und Frauen, die andere Frauen fördern, schaffen eine Kettenreaktion: Eine Frau zieht die nächste mit sich – und plötzlich ist da Platz für viele, nicht nur für wenige.

Von Konkurrenz zu Kooperation: Ein neues Mindset etablieren

Wir leben in einer Zeit, die nach Veränderung schreit. Die Stimmen nach Gleichberechtigung werden lauter, aber die alten Muster sitzen tief. Wir müssen erkennen, dass Konkurrenz zwischen Frauen kein Naturgesetz ist, sondern ein Relikt aus Zeiten, in denen die Welt Frauen kaum Raum ließ. Diese Zeiten sind vorbei.

Es gibt Platz für uns alle. Aber nur, wenn wir uns gegenseitig die Hand reichen. Wenn wir uns nicht länger mit „Pick Me“-Mentalität oder „Queen-Bee“-Verhalten kleinhalten. Wenn wir uns nicht gegenseitig ausspielen, sondern stärken.

Wie könnte das aussehen? Es beginnt bei uns selbst. Bei der Frage, wie wir anderen Frauen begegnen. Bei kleinen Gesten, die Großes bewirken können: ein ehrliches Lob, eine offene Tür, ein geteilter Erfolg. Es setzt sich fort in der Art, wie wir miteinander sprechen, wie wir uns gegenseitig fördern, wie wir Netzwerke und Räume schaffen, in denen Frauen gemeinsam wachsen können.

Und es endet nicht – eben weil es ein kontinuierlicher Prozess ist. Solidarität ist kein Ziel, das wir einmal erreichen und abhaken können. Es ist eine Haltung, ein Mindset, das uns alle stärkt.

Solidarität als Schlüssel für eine neue Arbeitskultur

Die Welt braucht Frauen, die zusammenhalten. Frauen, die sich gegenseitig heben, anstatt sich zu vergleichen. Frauen, die wissen, dass sie stärker sind, wenn sie sich unterstützen, statt in Konkurrenz zu treten. Es ist an der Zeit, das Narrativ zu ändern. Schluss mit „Pick Me“. Schluss mit „Queen Bee“. Es ist Zeit für „Support Me“. Zeit für ein neues Verständnis von Weiblichkeit, von Führung, von Erfolg.

Solidarität ist mehr als ein Buzzword. Sie ist die Basis für eine neue Arbeitskultur, in der Zusammenarbeit über Konkurrenz steht. Unternehmen können diesen Wandel fördern, indem sie Frauen-Netzwerke etablieren, Mentoring-Programme unterstützen und eine Umgebung schaffen, in der Frauen sich sicher fühlen, miteinander zu wachsen. Doch die Veränderung beginnt nicht bei den Strukturen allein – sie beginnt bei uns selbst.

Ein Aufruf zum Handeln: Gemeinsam stark sein

Wir alle können dazu beitragen, die Mythen von „Pick Me“ und „Queen Bee“ zu durchbrechen. Indem wir uns gegenseitig unterstützen. Indem wir uns bewusst machen, dass Erfolg kein Nullsummenspiel ist. Indem wir die Hand reichen, wenn jemand fällt, und nicht die Leiter wegziehen, wenn wir oben ankommen.

Die Veränderung ist möglich – sie liegt in unseren Händen. Jetzt. Heute. Miteinander. Lasst uns diese Veränderung leben. Gemeinsam!

Andrea König, Bloggerin,  HR-Profi
Mag. Andrea König, BA

Als Soziologin & Business Mental Coach hat sich Andrea König mit ihrem Blog „Karrieregeflüster | Dein Trend-Echo aus der neuen Arbeitswelt“ zum Ziel gesetzt, New Work erlebbar zu machen. Seit über 10 Jahren ist sie bereits im Bereich Human Resources im Umfeld eines Großkonzerns tätig. Dabei hat sie schon zahlreichen Menschen geholfen, sich in der neuen Arbeitswelt entwickeln und entfalten zu können. Ihren Antrieb holt sie sich aus ihrem Gespür für Trends & gesellschaftsrelevanten Themen, sowie ihrer Empathie und Leidenschaft für die Arbeitswelt der Zukunft.

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