Wir sind umgeben von Krisen – kommt es dir nicht auch so vor? Immer noch befinden wir uns mitten in der Pandemie, davor gab es große Finanz- und Wirtschaftskrisen, und über all dem steht auch immer noch die immense Klimakrise, die wir alle gemeinsam zu bewältigen haben.
Krisen gibt es allerdings nicht nur im großen Stil, sondern auch im engeren Sinn: einzelne Unternehmen können in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten, und auch privat sind wir z. B. vor Beziehungskrisen nicht gefeit.
Und als ob das nicht schon genug wäre, erhöhen sich der Leistungsdruck und vor allem auch die Geschwindigkeit in der Arbeitswelt stetig.
Das hört sich nach sehr viel an und klingt ziemlich erdrückend, findest du nicht? Um all den Herausforderungen Stand zu halten, versuchen wir, Unangenehmes quasi wegzudrücken: Wir versuchen, unsere Wahrnehmung bewusst zu reduzieren, da wir diese vielen negativen Eindrücke gar nicht bewältigen können.
So steigen auch die Fälle psychischer Erkrankungen massiv an, wiederum angeheizt durch die gegenwärtige Pandemie. Die Zahl jener, die unter Burnout-Beschwerden leiden, wird immer größer, und damit einher gehen oft Arbeitsunfähigkeit, Jobverlust und Depression.
Und so kommt es zu einer Situation, mit der wir als Gesellschaft derzeit konfrontiert sind: Einerseits wird über einen massiven Fachkräftemangel geklagt, auf der anderen Seite, brechen viele Talente aufgrund der Arbeitslast und der hohen Geschwindigkeit, die der Berufsalltag mit sich bringt, weg. Wie passt das zusammen?
Psychische Erkrankungen werden immer noch nicht mit physischen gleichgesetzt: Jede/r hat Verständnis, wenn jemand mit einem gebrochenen Bein zu Hause bleibt, doch kaum jemand, wenn dies aufgrund einer Angststörung passiert. Dabei birgt wirtschaftlich gesehen ein Ausfall aufgrund von bspw. Burnout sogar höhere Kosten und eine längere Ausfallzeit.
New Work bedeutet für mich somit auch, die Anerkennung und Gleichstellung von physischer und psychischer Gesundheit. Wesentlich ist allerdings auch die Prävention – und diese betrifft beide Fälle. Nicht nur Unternehmen sollten sich um Programme zur Prävention bemühen; auch jede/r einzelne von uns kann seinen/ihren Beitrag leisten. Ein Aspekt, der hier besonders wichtig ist, ist die Resilienz.
„Die Stärke, die es Menschen offensichtlich ermöglicht, Lebenskrisen ohne langfristige Beeinträchtigung zu meistern, wird Resilienz genannt“ (Monika Gruhl, Strategie der Stehauf-Menschen). Dies ist nur eine von vielen Erklärungen des Terminus Resilienz, doch was alle Definitionen gemeinsam haben, ist die zugrundliegende „Elastizität“, die man durchaus erlernen bzw. üben kann. Dabei ist es wichtig sich vorab die sieben Säulen der Resilienz bewusst zu machen.
Aus diesen sieben Parametern, lassen sich nun Handlungsvorschläge ableiten, wie du deine Resilienz für Dich erlernen und üben kannst:
Optimismus: Schreib dir am Ende des Tages zwei bis drei Dinge auf, die dich heute glücklich gemacht haben. Falls du Kinder haben solltest, dann kreiere doch ein „Glücksglas“. Jede/r schreibt auf ein Zettelchen den „Glücklichmacher des Tages“ und wirft es ins Glas. An einem schlechten Tag zieht man einfach einen kleinen Zettel und erinnert sich mit einem Lächeln zurück.
Lösungsorientierte Ziele: Ziele sind wichtig, jedoch sollten sie realistisch und vor allem sinnstiftend sein. Gehe in die Selbstreflexion und werde dir über deine beruflichen Ziele ein Stück weit klarer. Vergiss nicht: Auch der Weg dahin kann das Ziel sein.
Verantwortung übernehmen: Es wird Zeit, das Hamsterrad zu verlassen und wieder selbst Kontrolle über das eigene Handeln und Leben zu übernehmen. Das ist eine enorme Kraftquelle. Oft ist es aber nicht so einfach, dorthin zu kommen, weshalb es ratsam ist, sich in diesem Fall Hilfe in Form eines Coachings zu holen.
Positive Zukunftsplanung: Hier hilft der reflektive Blick in die Vergangenheit, sodass man erkennt, welche Krisen man bereits gemeistert hat. So kannst du dir Kraft für die Zukunft holen: Denn alles geht vorbei! Steckst du gerade mittendrin? Dann setze dich selbst als oberste Priorität: Achte auf deine Ernährung und auf ausreichend Bewegung!
Enge Bindungen: Soziale Kontakte spenden nicht nur Kraft und Energie, sondern dienen auch dem Austausch! Du bist nicht allein! Wann hast du denn zuletzt eine/n gute/n Freund:in angerufen? Greif doch mal zum Hörer und du wirst sehen, dass es dir nach dem Gespräch gleich ein wenig besser gehen wird.
Opferrolle verlassen: Sich als Opfer zu sehen mag niemand, aber trotzdem kommen wir oft rasch in diese Position. In Selbstmitleid zu zerfließen, kann zwar zu Beginn auch guttun, nur sollte man danach auch wieder aus dieser Situation herausfinden. Arbeite in diesem Fall täglich mit positiven Affirmationen, wie beispielsweise: „Ich bin gut genug“ oder „Ich nehme mich so an wie ich bin“.
Akzeptanz: Dies ist der einfachste, aber zugleich der am schwersten umzusetzende Rat. Es gibt aber Situationen oder Umstände, die lassen sich einfach nicht ändern. Schafft man es, genau dies zu akzeptieren, ist man der Resilienz einen großen Schritt näher. Versuche dich trotzdem auf die positiven Aspekte zu konzentrieren, schreibe sie am besten auf und besinne dich immer wieder darauf.
In unserer krisengebeutelten und schnelllebigen Zeit ist es oft schon eine Herausforderung sich selbst an erste Stelle zu setzen. Neben all diesen Tipps und Übungen, ist aber genau das eine der Grundvoraussetzungen für ein gesundes und vor allem nachhaltiges Arbeitsleben.
„Entschuldige dich niemals dafür, dich selbst an erste Stelle zu setzen, wenn es um dein Glück und deine Gesundheit geht“ (unknown)
>> Hier finden Sie einen Überblick über die Gastkommentare von Andrea König auf unserer Seite.
Als Soziologin & Business Coach hat sich Andrea König mit ihrem Blog „Karrieregeflüster | Dein Trend-Echo aus der neuen Arbeitswelt“ zum Ziel gesetzt, New Work erlebbar zu machen. Seit über zehn Jahren ist sie bereits im Bereich Human Resources im Umfeld eines Großkonzerns tätig. Dabei hat sie schon zahlreichen Menschen geholfen, sich in der neuen Arbeitswelt entwickeln und entfalten zu können. Ihren Antrieb holt sie sich aus ihrem Gespür für Trends & gesellschaftsrelevanten Themen, sowie ihrer Empathie und Leidenschaft für die Arbeitswelt der Zukunft.