Energiegemeinschaften sollen künftig fixer Bestandteil unseres Energiesystems sein. Ihr Erfolg hängt allerdings von ihrer Einbindung in die bestehende Infrastruktur ab. Der OVE initiiert daher Diskussionsrunden mit Expert:innen über die notwendigen Rahmenbedingungen.
Energiegemeinschaften sollen in Zukunft das Modell der zentralen Energieversorger ergänzen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Bürger:innen und Kommunen werden dadurch zu aktiven Mitgestaltern am Energiemarkt. Zuletzt ist das Interesse der Bevölkerung aufgrund der aktuellen Situation noch einmal deutlich gestiegen.
Nach achtmonatiger Pause fand am 3. Juni 2024 der siebente Runde Tisch zum Thema Energiegemeinschaften statt. Roman Eichinger (OVE) gab zum Einstieg einen kurzen Überblick über vergangene Aktivitäten. Er ging speziell auf den Digitalisierungspreis für Energiegemeinschaften ein, den der OVE im Frühjahr erstmals vergeben hatte, und stellte das Siegerprojekt von Reisenbauer Solutions vor.
Im Anschluss stand ein Vortrag von Harald Köhler (APG) zur Digitalisierung aggregierter Flexibilitäten im Übertragungsnetz am Programm. Der Erneuerbaren Ausbau schreite mit einer enormen Dynamik voran, die systemischen Herausforderungen würden entsprechend steigen, so Köhler. In seinem Vortrag präsentierte er Digitalisierungsprojekte zur Flexibilisierung des Energiesystems, darunter Stromausgleich Österreich oder Industry for Redispatch, sowie weiterführende Forschungsprojekte wie DigIPlat oder Cells 4 Energy.
Dieter Schoppitsch (Wiener Netze) zeigte danach auf, warum auch das Verteilnetz wesentlich von Digitalisierung profitiert. Es sind massive Aufgaben, die angesichts der Energiewende auf die Wiener Netze zukommen: Bis 2040 werden 90 statt 60 Umspannwerke, 16.000 statt 13.000 Trafostationen und 21.000 km statt 17.000 km Leitungen benötigt. „Digitalisierung kann uns helfen, damit wir unser Netz nicht so massiv ausbauen müssen“, so Schoppitsch.
Die Änderungen im neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) nach Ende der Begutachtung präsentierte Maximilian Riedel (BMK). Diese wurden durch die Novelle der Strombinnenmarktrichtlinie 2019/944 (EU) erforderlich. In seinen Ausführungen ging Riedel speziell auf die gemeinsame Energienutzung im Rahmen des energy sharings ein. Zusätzlich zu Gemeinschaften gibt es künftig auch die Möglichkeit, Energie mit einem Vertragspartner zu teilen. Erneuerbare Energiegemeinschaften böten aber zusätzliche Vorteile, so Riedel.
Wie immer gab es zu allen Agendapunkten lebhafte Diskussionen. Vor allem der anhaltende massive Photovoltaik-Ausbau beschäftigt die Branche. Die hohen, stark fluktuierenden Erzeugungsmengen sowie die schwierige Vorhersagbarkeit machen ein hohes Maß an Digitalisierung erforderlich.
Der nächste Runde Tisch zum Thema Energiegemeinschaften im OVE ist für den Herbst 2024 geplant. Das – bis dahin hoffentlich in Kraft getretene – ElWG und seine Auswirkungen auf Energiegemeinschaften wird dann ebenso thematisiert werden wie die notwendigen Flexibilitäten im Energiesystem.
Nach einer kurzen Zusammenfassung der vergangenen Aktivitäten durch Roman Eichinger (OVE) stand der Erfahrungsbericht einer Bürgerenergiegemeinschaft am Programm: Anton Kasser, Obmann von eGEN, der Bürgerenergiegemeinschaft Amstetten, berichtete über erste Erfahrungen und die Herausforderungen bei der Gründung.
Eine große Herausforderung sei bisher vor allem der Personalaufwand im Zusammenhang mit dem Informationsbedarf und im Zuge des Gründungsprozesses gewesen. Mittlerweile tauschen 459 Zählpunkte im Rahmen dieser Energiegemeinschaft aktiv Strom. Man wolle nun vom innovativen Pilotprojekt zum fixen Bestandteil der regionalen Energiewende werden, so Kasser.
Kontroversiell diskutiert wurde das Thema Abrechnung von Energiegemeinschaften. Eva Dvorak von der Österreichischen Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften präsentierte eine Umfrage, an der 86 Vertreter:innen von Energiegemeinschaften teilgenommen haben. Das Ergebnis: Fehlende Messwerte führen immer wieder zu Problemen, denn jede:r dritte Befragte ist unzufrieden mit der Abrechnung, etwa aufgrund unvollständiger oder verspäteter Daten.
Eine für alle Netzbetreiber verbindliche Regelung für eine bundesweit einheitliche Ersatzwertbildung sei daher dringend notwendig, so Dvorak. Vertreter:innen der Netzbetreiber stellten in der anschließenden Diskussion klar, dass bereits intensiv an einer Verbesserung der Prozesse gearbeitet werde. Voraussichtlich schon in den kommenden Wochen werde ein Vorschlag zur Ersatzwertbildung vorliegen.
Einen Einblick in den Entwurf für das ElWG gab im Anschluss Maximilian Riedel (BMK). Das Gesetz soll das ElWOG 2010 demnächst ablösen, der Gesetzestext ist bereits weit fortgeschritten. Auch für Energiegemeinschaften wird es Neuerungen geben. So sollen sich etwa mehrere EEG innerhalb einer Trägerorganisation (Rechtsperson der EEG) organisieren können.
Im Rahmen des Runden Tisches wurde dann auch gleich ein kritischer Punkt aufgezeigt: Denn diese EEG müssen sich im selben politischen Bezirk sowie im selben Konzessionsgebiet eines Netzbetreibers befinden, was aktuell sehr oft nicht der Fall ist. In absehbarer Zeit soll das ElWG in Begutachtung gehen.
Gerald Kalt (e-Control) gab schließlich in seinem Vortrag einen Überblick über bestehende Optionen der Flexibilitätsvermarktung an Übertragungsnetzbetreiber sowie einen Ausblick auf künftige Möglichkeiten. Als Diskussionsgrundlage präsentierte Kalt auch gleich Überlegungen der e-Control, wie man Energiegemeinschaften lokal/regional netzdienlich gestalten könnte.
Zum Abschluss des 6. Runden Tisches gab Roman Eichinger (OVE) noch einen Überblick zum ausgeschriebenen Digitalisierungspreis für Energiegemeinschaften. Die Einreichung ist abgeschlossen, aktuell werden die eingereichten Projekte von der Jury gesichtet und im Anschluss bewertet.
Die Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und angeregte Diskussionen darüber standen im Mittelpunkt des bereits fünften Zusammentreffens von Expertinnen und Experten im OVE zum Thema Energiegemeinschaften.
Eine Arbeitsgruppe hatte sich zuletzt mit finanziellen Anreizen für Energiegemeinschaften auseinandergesetzt und angesichts der Situation am Energiemarkt einen Fördervorschlag ausgearbeitet. Dieser wurde beim fünften Runden Tisch vorgestellt und angeregt diskutiert. Ob es von Seiten der Regierung eine Förderung geben wird, blieb offen. Vereinbart wurden neue Überlegungen und Initiativen zu möglichen Erleichterungen für Energiegemeinschaften.
Eine zweite Arbeitsgruppe hatte sich mit dem Thema Netzdienlichkeit auseinandergesetzt. Um diese zu gewährleisten bedarf es standardisierter digitaler Schnittstellen. Der OVE koordiniert hier weitere Aktivitäten, um bereits verfügbare Technologien darzustellen und zu bewerten. Bei einem nächsten Termin sollen die Rahmenbedingungen dafür festgelegt werden.
Vorgestellt wurde beim fünften Runden Tisch auch der neue Zertifikatslehrgang der OVE Academy „Manager:in von Energiegemeinschaften“. Das Angebot wurde von allen Anwesenden äußerst positiv bewertet.
Ein nächster Runder Tisch zum Thema Energiegemeinschaften ist noch im ersten Halbjahr 2023 geplant.
Energiegemeinschaften sind nachhaltig und klimafreundlich. Ihren Mitgliedern darüber hinaus den Zugang zu Marktvorteilen zu ermöglichen, war das Hauptthema beim vierten Runden Tisch des OVE am 24. November 2022. Eine eigene Arbeitsgruppe hatte sich bereits im Vorfeld mit den aktuellen Herausforderungen in diesem Zusammenhang auseinandergesetzt.
Die Situation am Energiemarkt ist seit einigen Monaten schwierig. Wenn Bürger:innen über Energiegemeinschaften sowohl als Erzeuger:innen als auch als Verbraucher:innen an der Energiewende teilnehmen, sind daher auch ihre Marktvorteile neu zu bewerten. Wie können sich Energiegemeinschaften hier auch künftig als schlagkräftige und effektive Variante bewähren? Diese Frage stand bei der aktuellen Gesprächsrunde im Fokus.
Auch wenn eine Gewinnorientierung bei Energiegemeinschaften nicht im Vordergrund steht – vielmehr sollen sie Bürger:innen die Möglichkeit geben, Teil der Energiewende und damit eines nachhaltigen Energiesystems der Zukunft zu werden –, sind finanzielle Anreize für ihren Erfolg dennoch wesentlich, so der Tenor.
Der OVE wird daher die Erarbeitung von konkreten Vorschlägen koordinieren. Eine eigene Arbeitsgruppe, bestehend aus Expert:innen unterschiedlicher Interessensgruppen (Vertreter:innen von Energiegemeinschaften, Gewerbe und Behörden), soll noch im Dezember tagen.
Auch zu den weiteren Themen des Runden Tisches – die Notwendigkeit einer digitalen Kommunikationsschnittstelle und damit verbunden die Netzdienlichkeit von Energiegemeinschaften – wurde ein Arbeitsgruppentreffen vereinbart. Dieses soll im Jänner 2023 stattfinden.
Präsentiert werden die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen dann bei einem nächsten Runden Tisch im März 2023.
Der dritte Runde Tisch zum Thema Energiegemeinschaften am 12. Oktober 2022 brachte wieder eine rege Diskussion aller Teilnehmenden. Im Mittelpunkt standen diesmal folgende Themen:
Ein differenziertes Weiterbildungsangebot zu technischen Rahmenbedingungen, aber auch steuerlichen und rechtlichen Aspekten im Zusammenhang mit einer Energiegemeinschaft müsse sich sowohl an private Interessenten, aber vor allem auch an Industrie und Gewerbe richten, so der Tenor.
Betreffend Netz- und Systemdienlichkeit werden die Überlegungen in eine eigene Arbeitsgruppe verlagert. Diese soll unter anderem die folgenden Fragen klären:
Der nächste Runde Tisch im OVE zum Thema Energiegemeinschaften ist für November 2022 geplant.
Am 30.6. fand im OVE der zweite Runde Tisch zum Thema Energiegemeinschaften statt. Im Mittelpunkt standen dieses Mal konkrete Maßnahmen, die dem Modell „Energiegemeinschaft“ zum Erfolg verhelfen können. Folgende Punkte kamen in der Expert:innen-Runde u.a. zur Sprache:
Hochrangige Expert:innen aus den Bereichen Wirtschaft, Netzbetreiber und Behörden diskutierten am 4. Mai auf Einladung des OVE offene Fragen, die es im Zusammenhang mit den technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Energiegemeinschaften noch gibt.
Nach einem Vortrag von Hubert Fechner (Österr. Technologie Plattform Photovoltaik) über Sinn und Nutzen von Energiegemeinschaften kamen unter anderem die folgenden Punkte zur Sprache:
Einig waren sich alle Beteiligten, dass es weiterhin einen Diskurs auf Augenhöhe brauche, um Barrieren zu reduzieren und vorhandene Hürden zu überwinden. Der OVE plant daher eine Fortsetzung der Gespräche.