Susanne Supper hat sich nach der Matura gegen ihren Kindheitstraum entschieden und statt Veterinärmedizin das Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der BOKU gewählt.
Nach beruflichen Stationen bei der ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik sowie im damaligen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT, heute BMK) erfolgte im Rahmen ihrer Tätigkeit für die Energie- und Umweltagentur Niederösterreich der Startschuss für Green Energy Lab, dessen Aufbau sie koordinierte.
Seit 2018 ist sie nun Geschäftsführerin und Cluster Managerin der Forschungsinitiative Green Energy Lab.
Mein Teenager-Ich …
Entdeckergeist und Neugier; Liebe zu Tieren und Interesse an der Natur im Allgemeinen; Bewegungsdrang und Reiselust; eher draußen als drinnen.
Die Wahl des Studiums Kulturtechnik und Wasserwirtschaft …
… war nicht mein allererster Wunsch oder gar „Kindheitstraum“ (das wäre Veterinärmedizin gewesen), sondern ich hörte und las als Teenager bzw. in den ein bis zwei Jahren vor der Abschlussklasse immer wieder über die BOKU und über verschiedene Forschungsprojekte, die dort gemacht wurden. Ich fand die Vielfalt und die Praxisnähe toll, und so kam ich auf dieses Studium.
Auslandserfahrung ...
Ich hatte das Glück, während meines Studiums ein paar Monate lang in den Niederlanden zu arbeiten – in einem kleinen, aber international ausgerichteten Unternehmen für Lösungen zur Wasseraufbereitung. Das war eine tolle, inspirierende Zeit.
Auch sonst hatte ich in meiner beruflichen Laufbahn immer mit internationalen Netzwerken und Projektteams zu tun – der Klimawandel und die Energiewende sind globale Themen, daher ist der internationale Blickwinkel sehr wichtig.
Wissenschaftskommunikation …
… ist ein abstraktes Wort – und genau das will man NICHT erreichen: Es geht darum, Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung anschaulich und verständlich zu kommunizieren. Wichtig finde ich, dabei immer von den jeweiligen Personen und Zielgruppen auszugehen, die man ansprechen möchte und sowohl die Kommunikationskanäle als auch Sprache, Detailtiefe etc. danach auszurichten.
Dies ist nicht nur relevant, wenn man die Öffentlichkeit, also Endkund:innen, Bewohner:innen, Nutzer:innen etc. erreichen möchte, sondern auch in der fachlichen und geschäftlichen Kommunikation: Potenzielle Anwender von Entwicklungen aus der Forschung haben ganz bestimmte Fragestellungen aus der Praxis, auf die sie Antworten brauchen, um eine neue Lösung tatsächlich umzusetzen. Verschiedene Branchen verwenden zudem oft eine unterschiedliche Sprache.
Hier sehe ich die Wissenschaft gefordert, potenzielle Nutzer:innen von Forschungsergebnissen wirkungsvoll anzusprechen und die Brücke von der Forschung in den Markt gerade auch in der Kommunikation zu schlagen.
Innovation und Nachhaltigkeit …
Innovation heißt für mich, weitergehen, nicht stehen bleiben, kreativ, offen und neugierig sein. Nachhaltigkeit heißt für mich, mit dem Handeln einen Beitrag zum „Wohl der Welt“ zu leisten, in dem Sinn, dass man das Beste, was möglich ist, tut.
Beides sind sehr große Begriffe. Innovation kann Nachhaltigkeit sicherlich unterstützen, indem neue Lösungen und Ansätze gefunden und umgesetzt werden, die den positiven Beitrag erleichtern, beschleunigen oder überhaupt erst ermöglichen. Betonen möchte ich dazu auch, dass im Endeffekt immer das Handeln, das Ergebnis, die Wirkung zählen, nicht der Vorsatz, etwas machen zu wollen oder das Wording.
Gender Balance in der Technik …
…. verbessert sich langsam und das ist sehr gut so – man sieht dies in einer Zunahme von Frauen unter den Studierenden in technischen Fächern und auch unter jungen Berufstätigen. Was mir deutlich mehr Sorgen macht, ist, dass sich das (noch) nicht bis in die Führungsebenen durchschlägt.
Und genau das ist mein Ansatzpunkt: es ist zu wenig, Frauen einfach in die Technik bringen zu wollen, sondern Frauen sollen dort sichtbare, starke Führungsrollen übernehmen. Systemische Barrieren, die es dabei immer noch gibt, müssen abgebaut werden.
Die Start-up-Szene …
„… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“: In dem Sinn haben Start-ups sehr viel Potenzial, Innovationsmotoren zu sein, da schnell und agil entwickelt und umgesetzt werden kann, ohne Einbettung in ein gewachsenes, traditionelles Gefüge, das auch bremsend wirken kann.
Interessant finde ich persönlich vor allem sektoren- und branchenübergreifende Settings: Neue Lösungen kommen oft von neuen Playern und somit können sich Kooperationen in Bereichen ergeben, die nicht von Vornherein miteinander gekoppelt waren.
Vorzeigeregionen …
… zeigen, wie es geht. Die Zutaten für eine erfolgreiche Umsetzung sind der Fokus auf die jeweiligen Akteur:innen und die vorhandenen Potenziale – erneuerbare Energieerzeugung, Abwärmepotenziale etc. – in der jeweiligen Region. Der Vorteil ist auch, dass in der Region Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen in den Bereichen Wärme und Kälte, Strom, Mobilität, Ausgleich zwischen momentaner Erzeugung und Bedarf, Speicherung etc. gemeinsam getestet und somit auch Wechselwirkungen untersucht werden können.
Außerdem wird klar, dass ein gewisses Potenzial an erneuerbarer Erzeugung genau einmal zur Verfügung steht und nicht mehrfach verplant werden kann. Wie relevant es ist, für jeden Anwendungsfall den richtigen Energieträger und die beste Energietechnologie zu verwenden, wird durch das Herunterbrechen auf eine Region besonders deutlich.
Die Vorzeigeregion Green Energy Lab, deren Cluster Managerin ich bin, umfasst vier Bundesländer und über die Hälfte aller österreichischen Haushalte. Das bietet die Möglichkeit, regionale Lösungen eingebettet in einen großen Netzverbund zu entwickeln und zu testen.
Führungs- und Management-Aufgaben …
… nehme ich persönlich mit Freude wahr. Ich mag es, Menschen zu führen, Potenziale zu entdecken und weiterzuentwickeln und generell, Dinge aufzubauen und zu gestalten. Führungs- und Managementaufgaben sind sehr vielfältig, ein gutes Selbstmanagement ist daher Pflicht und die Fähigkeit, zu priorisieren und zu fokussieren.
Netzwerke …
… sollen inspirierend und wirkungsvoll sein – und von innen heraus leben. Voraussetzung dafür ist aus meiner Sicht ein verbindender Sinn und ein gemeinsames Ziel. In Anbetracht der Herausforderungen, welchen wir uns angesichts des Klimawandels und der notwendigen Energietransformation hin zu einem sicheren, grünen Energiesystem gegenüberstehen, sind alle Voraussetzungen gegeben, starke Netzwerke zu bilden.
MINT …
… MINT-Fächer können Lösungen für viele Probleme liefern – es ist aber immer notwendig, die technische mit der wirtschaftlichen und der sozialen Seite zu verbinden.
Das Green Energy Lab …
… zeigt neue Lösungen für die grüne Energiezukunft vor, die sich am Markt behaupten können. Wir fokussieren uns auf die Kund:innen und Nutzer:innen und die Integrierbarkeit von innovativen Entwicklungen in das gesamte Energiesystem. Das ist unser Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Eschenbachgasse 9
1010 Wien