Im März 2022 verstarb mit Fritz Paschke einer der renommiertesten österreichischen Elektrotechniker der vergangenen Jahrzehnte. Zwei Paschke-Schüler erzählen, warum er hochgeschätzt und beliebt war und wie er bis heute in ihrer Arbeit nachwirkt. Die e+i sprach mit Bernhard Jakoby, Professor für Mikroelektronik an der Johannes Kepler Universität Linz sowie mit Thilo Sauter, Professor am Institut für Computertechnik der TU Wien.
e+i: Was hat Fritz Paschke so besonders gemacht – als Lehrer, Forscher und als Mensch?
Bernhard Jakoby: Das Besondere an Fritz Paschke war die Kombination mehrerer herausragender Eigenschaften, die man in dieser Art kaum in einer Person konzentriert findet. Als Lehrer hat er es verstanden, den Blick auf das Wesentliche zu lenken.
Gleichzeitig hat er besondere Tiefe dadurch geschaffen, dass er uns Studierenden ganz grundsätzliche Phänomene vor Augen führte, die in verschiedenen Bereichen der Physik und Technik immer wieder auftauchen. Diesen sehr grundlegenden Ansatz hat er dann mit Anwendungen kombiniert bzw. in Anwendungen übergeführt. (...)
Thilo Sauter: Was sich für mich durch alles durchzieht: Er hatte Größe, und zwar in allem, was er tat. Und er war im besten Wortsinne nahbar. Fritz Paschke hat sich unheimlich viel Zeit für alle genommen – man konnte immer zu ihm kommen, wenn man irgendetwas gebraucht hat. Er hat sein Gegenüber, ob das jetzt Kolleg:innen oder Studierende waren, immer partnerschaftlich behandelt und war nie auf den eigenen Vorteil bedacht. (...)
e+i: Paschke wirkte aber weit über den Bereich Elektrotechnik hinaus als Firmengründer, war mit politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger:innen bestens vernetzt und galt als großer Förderer des Nachwuchses. Was verdankt ihm die Elektrotechnik in Österreich aus Ihrer Sicht?
Sauter: Ich glaube, im Speziellen ist es die Elektronik, die ihm viel verdankt, also der Elektronikstandort Österreich. Paschke hat sich ja primär als Lehrer gesehen und war sehr stolz darauf, sein Wissen weitergeben zu können. Wenn es um die Forschung ging, hat er aber immer auch die Anwendung im Blick gehabt. Daraus abgeleitet konnten in weiterer Folge zahlreiche Firmen gegründet werden, die von Fritz Paschke unterstützt und gefördert wurden.
Jakoby: Es gibt auch zahlreiche Initiativen, die auf ihn zurückgehen, z. B. Austrochip. Den größten Beitrag hat Fritz Paschke aber sicher mit all den Personen geleistet, die bei ihm studiert und mit ihm geforscht haben oder deren Forschung durch ihn inspiriert wurde. Dieser Stammbaum ist überaus groß, und seine Ideen und seine erfolgreiche Herangehensweise leben dadurch weiter und vervielfältigen sich enorm.
e+i: Welche Vorbildwirkung hat Fritz Paschke für Sie und Ihre Arbeit, sowohl in Ihrem Fachbereich als auch mit Studierenden?
Jakoby: Der größte Einfluss auf mich ist wohl der, dass ich bei Problemen oft probiere, einen eigenen Zugang oder eine eigene Darstellung zu finden, die vielleicht für einige – insbesondere Studierende – einfacher ist als der übliche Weg.
Übernommen habe ich von Fritz Paschke auch, dass man sich mit Themen abseits seines momentanen Forschungsgebiets beschäftigen kann und soll, unabhängig davon, ob dieses Thema gerade modern ist und im Falle einer Veröffentlichung von Ergebnissen dann oft zitiert wird. (...)
Sauter: Was ich mir auf jeden Fall mitgenommen habe, ist das Vermeiden von Mikromanagement. Als Leiter einer Forschungsgruppe oder eines Instituts muss man Vertrauen in seine Leute haben und sie ihre Sache machen lassen. Natürlich ist es notwendig, sich auf dem Laufenden zu halten, wo möglicherweise Probleme liegen könnten, ein offenes Ohr zu haben und erreichbar zu sein.
Um mit Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen auf Augenhöhe reden zu können, braucht man einen entsprechenden Wissensstand. (...) Man muss seinem Gegenüber, ob Mitarbeiter:innen oder Studierenden, das Big Picture nahebringen – und das ist etwas, was ich auch versuche.
e+i: Sie bringen Ihr Fachwissen und Ihr Netzwerk in den OVE und als Mitglieder des Editorial Boards auch in die e+i ein – warum nehmen Sie sich Zeit für diese „Zusatzaufgabe“?
Sauter: Ob das jetzt der OVE ist oder IEEE, wo ich auch involviert bin, ob in Österreich oder international: Unsere Arbeit in der Technik und in der Wissenschaft lebt ganz stark von der Community, davon, dass wir Dinge gemeinsam anpacken. Wenn es die Community nicht gäbe, dann könnten wir keine Forschungsarbeiten machen, keine Projekte, wir könnten nicht publizieren.
Wir nehmen also sehr viel von der Community – da gehört es dann aber auch dazu, ihr etwas zurückzugeben. Das ist eine Frage der Prinzipien, eine Frage der Ethik.
Jakoby: Ja, ich sehe es auch als gelebte Praxis, sich für die Scientific Community zu engagieren. Die Förderung des eigenen Fachs gehört auch zum Aufgabengebiet eines Universitätsprofessors.
Und natürlich ist es auch schön, einer Community etwas zurückgeben zu können, von der man umgekehrt selbst profitiert hat. Die Arbeit in Gremien wie beispielsweise im OVE bringt einen zudem auch in Kontakt mit Kolleg:innen, die in benachbarten Gebieten arbeiten. Somit ergeben sich immer interessante Diskussionen und auch so manche Kooperation.
e+i: Stichwort "zukünftige Expert:innen": Was können wir tun, um wieder mehr Jugendliche für ein elektrotechnisches oder informationstechnisches Studium zu gewinnen?
Jakoby: Was die Begeisterung junger Leute für technische Studien betrifft, gibt es viele Diskussionen und stark unterschiedliche Zugänge. Einig ist man sich, dass ein technisches Studium eine hervorragende Basis für ein erfülltes Berufsleben ist, und die Möglichkeiten fur spätere Tätigkeiten sind enorm – vom Verdienst einmal ganz abgesehen.
Tatsache ist allerdings auch, dass ein seriöses Technikstudium besonders am Anfang harte Arbeit bedeutet, auch wenn es dann in den höheren Semestern – wenn man sich ordentlich in den Grundlagen vertieft hat – einfacher wird. (...)
Sauter: Ja, wir müssen die Hebel an unterschiedlichen Stellen ansetzen, vor allem auch im Elternhaus. Es ist wichtig, Kinder, insbesondere Mädchen, so früh wie möglich mit Technik in Berührung zu bringen. Das gelingt etwa bei Schulbesuchen oder Tagen der offenen Tür.
Natürlich hat ein Elektrotechnikstudium, wie fast jedes Technikstudium, den Ruf, schwierig zu sein – und das nicht zu Unrecht. Aber es macht Spaß und ist unheimlich interessant. Die Elektrotechnik ist schließlich eine wesentliche Zukunftstechnologie: Die aktuellen Herausforderungen, vor die der Klimawandel uns stellt, machen immer deutlicher, dass wir nicht zuletzt elektro- und informationstechnische Lösungen brauchen werden, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen. (...)
Das vollständige Interview mit Bernhard Jakoby und Thilo Sauter lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i. Als OVE-Mitglied finden Sie die digitale Ausgabe in Ihrem persönlichen Login-Bereich unter "Mein OVE/Mitgliedschaft".
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