Das Metaverse gilt als nächste Generation des Internets. Im Metaverse werden digitale Parallelwelten erschaffen, die als Erweiterung der realen Welt (Augmented Reality) oder als virtuelle Kopie (Virtual Reality) angesehen werden können.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Metaverse? Welche Anwendungsfälle gibt es? Und warum spielen Normen und Standards hier eine wichtige Rolle? Darüber klären wir in diesem Artikel auf.
In der industriellen Anwendung befinden sich beispielsweise Maschinen oder Anlagen in der virtuellen Umgebung, auch Zusatzinformationen wie etwa Live-Daten können angezeigt werden. Personen können sich mit einem Avatar in dieser Umgebung bewegen und zum Beispiel Wartungsarbeiten testen. Wenn sie danach die Reparaturen in der Realität in Angriff nehmen, bekommen sie durch die digitale Vernetzung zusätzliche Informationen bereitgestellt (Augmented Reality).
In einem größeren Kontext werden in der virtuellen Umgebung nicht nur Maschinen und Anlagen abgebildet, sondern ganze Systeme und Netze. Sie stellen einen digitalen Zwilling des realen Systems dar, mit dem die Nutzer:innen dann in einer Augmented Reality oder Virtual Reality arbeiten können.
Das Metaverse kann aber auch Umgebung für Simulationen sein, für die es noch kein reales Pendant gibt.
Die meisten Plattformen, die derzeit als „Metaverse“ bezeichnet werden, konzentrieren sich noch auf virtuelle Veranstaltungen, virtuelle Treffen oder Spiele. So wie zum Beispiel die Spielewelt Roblox, in der eigene Spiele erstellt und anderen zugänglich gemacht werden können. In Zukunft wird das Metaverse aber noch viel mehr möglich machen.
Menschen können dort künftig live mit einer virtuellen Welt interagieren und Dinge tun wie im echten Leben: arbeiten, spielen, lernen, shoppen gehen, Konzerte oder Ausstellungen besuchen, Geschäfte machen. Aber auch Dinge, die im realen Leben nicht machbar sind, werden im Metaverse möglich: zum Beispiel auf dem Meeresgrund spazieren, durch die Kreidezeit reisen oder die Entstehung von Sternen beobachten.
Das Hauptanliegen und damit wohl auch die größte Herausforderung bei der Entwicklung des Metaverse ist die Interoperabilität. Die Voraussetzung für ein verbundenes und konsistentes Metaverse sind eine einheitliche Terminologie, gemeinsame Standards und Werkzeuge.
Gemeinsame Standards – z.B. VR/AR/XR-Standards und Sicherheitsstandards – gewährleisten das effiziente Übertragen und Laden von Daten zwischen virtuellen Welten und damit deren korrekte Darstellung. Ohne diese einheitlichen Standards, die einen reibungslosen Übergang zwischen den verschiedenen Anwendungen und Welten ermöglichen, kann ein größeres zusammenhängendes Metaverse gar nicht erst entstehen.
In einer eigenen Standardization Evaluation Group (SEG 15) bei IEC wird aktuell der Standardisierungsbedarf im Bereich Metaverse und bei verwandten Technologien erhoben.
Dabei geht es vor allem darum, ein gemeinsames Verständnis und eine einheitliche Definition von Metaverse zu schaffen und einen Fahrplan für die weiteren Standardisierungsaktivitäten zu erstellen.
Die Arbeit an gemeinsamen Normen und Standards hilft, Schwachstellen und Möglichkeiten des Missbrauchs frühzeitig zu identifizieren. Denn neben gemeinsamen technischen Standards für einen reibungslosen Datenaustausch zwischen virtuellen Welten spielt vor allem die Sicherheit eine besonders wichtige Rolle.
Für den Erfolg des Metaverse sind noch einige Herausforderungen zu lösen. Im Fokus stehen unter anderem der Schutz der Privatsphäre und die Sicherheit von Informationen, aber auch mögliche negative soziale Auswirkungen in der realen Welt. Auch hier braucht es Normen und Richtlinien.
Der Begriff Immersion bezeichnet das Erlebnis des Eintauchens in eine virtuelle Realität. Je realistischer die virtuelle Welt ist und je weniger man die reale Umgebung wahrnimmt, desto größer ist der Effekt. Immer weiter entwickelte Technologien führen demnach zu einer starken Immersion.
Was die Österreicher:innen vom Metaverse halten, zeigt eine Studie des Marktforschungsinstituts MindTake Research im Auftrag des Handelsverbandes. Demnach ist die Bekanntheit des Metaverse in Österreich derzeit noch gering, mit Ausnahme der jungen Zielgruppe zwischen 18 und 27 Jahren.
Von den mögliches Anwendungsszenarien sind virtuelle Live-Events, wie zum Beispiel Konzerte, für die Konsument:innen am spannendsten. Auch virtuelle Reisen, Treffen mit Freund:innen, Shopping und Ausstellungen können sich die Befragten gut vorstellen.
Noch steckt die Entwicklung des Metaverse in den Kinderschuhen. Um virtuelle Welten erleben zu können, braucht es geeignete Hardware sowie Technologien für erweiterte Realität (XR). Einschränkungen gibt es aktuell noch bei tragbarer Hardware: Hochwertige Grafik und drahtlose Technologien sind schwierig zu kombinieren und daher teuer. Doch die Entwicklung der neuen Technologie passiert in einem rasanten Tempo.
Metaverse-ähnliche Welten in Spielen wie Pokemon Go, Wii Sports, Roblox oder Second Life haben uns schon die ersten Möglichkeiten gezeigt. Bis ein tatsächliches Metaverse, das einzelne Virtual Reality-Anwendungen zu einem durchgängig zusammenhängenden Raum verbindet und viele Lebensbereiche virtuell abdeckt, umgesetzt ist, wird es aber noch einige Jahre dauern.
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