Im Jahr 2003 war Corinna Engelhardt-Nowitzki die erste Professorin an der damals noch sehr männerdominierten Montanuniversität Leoben, 20 Jahre danach wurde die gebürtige Münchnerin zur wissenschaftlichen Geschäftsführerin der FH Joanneum ernannt. Dazwischen lagen Professuren an den Fachhochschulen Steyr und Technikum Wien in den Bereichen Supply Chain Management und Mechatronik/Robotik.
Im OVE Fem-Wordrap gibt die studierte Biologin und Betriebswirtin Einblicke in ihre aktuelle Tätigkeit, spricht sich ganz klar für Frauen in der Technik aus, unterstreicht die Wichtigkeit angewandter Forschung, zeigt auf, wie man einen Technikberuf mit Quality Time für Kinder verbindet und vieles mehr.
In meinem ersten Jahr als wissenschaftliche Geschäftsführerin der FH JOANNEUM …
… lag der Fokus auf den Studienangeboten. Unsere Studierenden in den Mittelpunkt unseres Tuns zu stellen, bedeutet, uns kontinuierlich zu verbessern und uns proaktiv auf neue Technologien und Lernformen einzustellen. Mit und ohne künstliche Intelligenz.
Meine Geburtsstadt München …
… ist ebenso wie meine heutige Wahlheimat ein Ort, der verbindet – historische und kulturelle Tradition mit wirtschaftlicher Stärke und Innovation in einem Umfeld, das sich zugleich durch Naturverbundenheit und Lebensqualität auszeichnet. Die gemeinsame Klammer? Für mich ganz klar Bildung und Forschung!
Biologie und Betriebswirtschaft als Studienkombination …
… haben mir sehr unterschiedliche wissenschaftliche Zugänge und Methoden eröffnet. Als Folge war auch mein Dissertationsthema interdisziplinär angelegt. In meiner heutigen Rolle ist das sehr wertvoll für die Aufgabe, die Weiterentwicklung aller Fachdisziplinen der FH JOANNEUM in ihrer Vielfalt zu verstehen und zu fördern.
Berufsbegleitend zu studieren …
… nötigt mir Respekt ab: Man hat ja nicht nur „irgendeinen Job neben dem Studium“, sondern echte berufliche Verantwortung, Familie, Freunde usw. … wer das gut bewältigt, hat wirklich viel geleistet!
Frauen mit einer technischen Ausbildung …
… what else? Ich bin vielen Mädchen und Frauen begegnet, die Spaß an Technik haben und die hervorragende Problemlöserinnen sind. Zum Glück mit immer mehr Selbstvertrauen und gesellschaftlicher Anerkennung. Weiter so, für eine nachhaltige Entwicklung brauchen wir das gesamte kreative Potenzial!
Als erste Professorin an der Montanuni Leoben …
… war die Arbeit mit den akademischen Kollegen hervorragend! Die Frage „Sie als Frau?“ wurde gelegentlich von außen gestellt, hat in der kollegialen Zusammenarbeit an der Hochschule aber nie eine Rolle gespielt.
Karriere in der Technik mit Kindern …
… ist faszinierend. Wie oft haben wir daheim kinematische Spielereien mit Lego gebaut, mit elektrisch leitfähiger Tinte Schaltungen gemalt, einfache Mikroprozessoren gezähmt oder ChatGPT mit logischen Kniffeleien ad absurdum geführt. Wenn man ein wenig spielerisch denkt, gibt es unendlich viele Möglichkeiten, Technikberufe mit „Qualitätszeit für Kinder“ und „Vertrauenssteigerung in Wissenschaft“ zu verbinden.
Angewandte Forschung …
… schafft auf Basis von Grundlagenwissen Lösungen für relevante Fragen und Probleme … gibt unseren Studierenden schon im Studium die Chance, sich in relevante Projekte einzubringen … bietet unseren Lehrenden spannende Arbeitsumfelder … hält unsere Studiengänge aktuell unverzichtbar.
Kooperative Lehr- und Arbeitsformen …
… fördern kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten. In einer vernetzten, globalisierten Welt muss Kooperation über die Disziplinen hinausgehen. Zum Beispiel erfordern nachhaltige Ernährung und Gesundheitsversorgung zusätzlich zum einschlägigen Fachwissen auch strategische Planung & Controlling, Datenanalysen & mobile Apps, bauliche & technische Infrastruktur, ressourcenschonende Transport- & Produktionstechnologien, Bildungs- & Werbekampagnen, Präventionsprogramme für benachteiligte Bevölkerungsgruppen und vieles mehr.
An meinem Job gefällt mir …
… jeden Tag die Vielfalt und das Potenzial unseres Hauses zu erleben. Das ist hinsichtlich der Kommunikation und des möglichst guten Ausgleichs unterschiedlicher Interessen nicht immer frei von Dilemmata. Solche Fragen in einer lösungsorientierten Diskurskultur zu klären und jeden Tag ein Stückchen Zukunft mitzugestalten, ist meine Motivation.
Robotik und Mechatronik …
… sind Schlüsseldisziplinen für den Umgang mit künstlicher Intelligenz, weil sie es uns ermöglichen, KI-Wirkungen mittels technischer Systeme sichtbar zu machen. Diese Sichtbarkeit ist zwingende Voraussetzung dafür, als Gesellschaft zu erleben und zu lernen, wie man mit KI umgeht, was für uns wünschenswert ist und was weniger.
Musik als Leidenschaft …
… ist Energiequelle und Ausgleich, entspannt, schafft Abstand und erlaubt mir den Zugang zu meiner kreativen Seite.
Eschenbachgasse 9
1010 Wien