Alle wieder zurück ins Office, oder bleiben wir nun doch im Homeoffice? Viele Unternehmen streben nach Covid & Lockdown und der damit gewonnen Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, wieder einen sehr konservativen Weg an. Die Mitarbeitenden sollen doch bitte wieder zurück ins Office.
Die nachhaltigere Variante ist immer noch, einen Mittelweg anzubieten und damit auch Remote Work einen fixen Platz zu geben. Die Frage ist aber: Wie können wir Remote Work effektiv in die Unternehmenskultur integrieren, um die Produktivität und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden zu fördern?
Remote Teams sind gekommen, um zu bleiben
Warum viele Unternehmen nun wiederum auf Maßnahmen setzen, die die Mitarbeitenden zurück ins Office holen, hat mehrere Gründe. Ein essenzieller Faktor ist jedenfalls, dass die Führung von Mitarbeitenden, zu denen ich auch physisch Kontakt habe, also sie zumindest oft genug die Woche persönlich antreffe, leichter erscheint, als wenn ich sie nur virtuell treffe.
Dies mag auch bis zu einem gewissen Grad stimmen; wenn diese Tatsache jedoch eher auf Kontrolle als auf Vertrauen aufbaut, dann befindet man sich definitiv in einer Sackgasse.
Produktivität und Wohlbefinden gehören zu den Key Indicators der heutigen Arbeitswelt. Dabei gibt es kein „Entweder-oder“, sondern ein „Sowohl-als-auch“: Diese beiden Faktoren, die sich früher gegenseitig ausgeschlossen haben, müssen jetzt und auch künftig, in jeglichen Entscheidungen gleichwertig mitbedacht werden, um als Unternehmen erfolgreich bestehen zu können.
Das Führen von Remote Teams stellt hier eine Herausforderung dar, die vielleicht zum heutigen Zeitpunkt besonders sein mag, in absehbarer Zeit wird diese Kompetenz aber ihren fixen Platz in der Führungsarbeit einnehmen.
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Der „Sowohl-aus-auch“-Weg bezieht sich somit auf unsere gesamte Arbeitsweise, überspitzt gesagt: Ich arbeite, wann ich will, wo ich will und wie ich will. Führungsarbeit wird also noch individueller, und nicht jede Maßnahme betrifft das gesamte Team in derselben Weise. Dieser Change, der sich bereits die letzten Jahre abgezeichnet hat, bekommt aufgrund des „Kipppunkts“, an dem wir derzeit stehen, wieder vermehrt Aufmerksamkeit.
Für viele Unternehmen war Homeoffice bzw. Remote Work vor der Pandemie noch überhaupt kein Thema, mitten drin dann plötzlich ein sehr essenzielles, und nun stellt sich die Frage, wie man damit künftig umgehen möchte. Sollen Regelungen gelockert oder gar neu verhandelt werden, um wieder „back 2 the roots“ gehen zu können?
Die Zeit wird zeigen, wie sich die Mehrheit an Unternehmen entscheidet. Ich gehe stark davon aus, dass ein gewisser Grad an Flexibilisierung bleiben wird, da die positiven Aspekte deutlich überwiegen. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, sich spätestens jetzt Gedanken darüber zu machen, wie sich Remote Work effektiv in die Unternehmenskultur integrieren lässt, anstatt ihre Energie auf Maßnahmen, die dagegen arbeiten, zu verschwenden.
Um Remote Work erfolgreich in die Unternehmenskultur zu integrieren, ist es wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen und eine offene Kommunikation zu fördern. Hier sind vier Strategien dazu:
Definiere klare Rahmenbedingungen
Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit (egal ob remote oder nicht) sind klar kommunizierte Erwartungen und Richtlinien. Hier geht es konkret um Arbeitszeiten, verschiedene Arbeitszeitmodelle, Verfügbarkeiten, Kommunikationsstandards und auch -tools. Damit sind rechtliche Rahmenbedingungen gemeint, aber vor allem auch ein Werterahmen, der Spielregeln absteckt, wie man im Unternehmen zusammenarbeiten möchte.
Fördere eine Kultur des Vertrauens & der Eigenverantwortung
… und sei dir bewusst, dass dies ein längerer Prozess ist. Dieser Punkt gehört definitiv nicht zu den „Quick Wins“. Wie in privaten Beziehungen braucht Vertrauen auch in beruflichen Beziehungen Zeit, um aufgebaut und auch nachhaltig gelebt werden zu können.
Sei dir dessen stets bewusst. Schaffe deshalb günstige Lernerfahrungen für deine Mitarbeitenden: Gib den Menschen in deinem Umfeld die Chance, an ihren Aufgaben wachsen zu können. Dies zahlt positiv in deren Selbstwert ein, stärkt das Selbstvertrauen und damit auch die Beziehungen im Team. Betone die Leistung der Ergebnisse, aber vor allem den Weg dorthin, mehr als die reine Anwesenheit im Büro.
Biete Support für jene, die vermehrt remote arbeiten
Die Inanspruchnahme von Remote Work wird in Teams sehr unterschiedlich ausfallen, da die Teams an sich bereits sehr heterogen sind: Alter, Geschlecht, Familienstand u. v. m. Dahinter stecken viele verschiedene Bedürfnisse, die sich mit der Zeit auch wiederum verändern werden. All jene, die aus persönlichen Rahmbedingungen heraus vermehrt Remote Work in Anspruch nehmen (müssen), gilt es zu unterstützen.
Ressourcen, wie Zeit für Austausch, aber auch Schulungen, z. B. zur besseren Vereinbarkeit von Familie & Job, oder Coaching-Angebote können hier effektive Maßnahmen sein. Im Zweifelsfall hilft es aber, direkt nachzufragen, was der/die Mitarbeiter:in braucht, um produktiv arbeiten zu können.
Schaffe virtuelle Treffpunkte
Austausch und Kommunikation dürfen trotz Distanz nicht aus den Augen verloren werden – im Gegenteil: In der Führungsarbeit wird es zur zentralen Aufgabe, Rahmen zu schaffen, in denen sich Mitarbeitenden austauschen können. Über hybride Jour Fixes und Meetings hinaus braucht es Raum für Interaktion zur Stärkung der Teamkultur.
Virtuelle Teambuildings sowie informelle virtuelle Interaktion sind nur einige Ideen dazu. Wichtig zu erwähnen ist jedenfalls, dass es mit dem alleinigen Zur-Verfügung-Stellen der geeigneten IT-Infrastruktur nicht getan ist. Auch hier ist von der Führungskraft Kulturarbeit gefordert: nämlich einen passenden Werterahmen sowie psychologische Sicherheit für das Team zu schaffen, um sowohl Produktivität als auch Wohlbefinden einen fixen Platz einzuräumen.
Als Soziologin & Business Coach hat sich Andrea König mit ihrem Blog „Karrieregeflüster | Dein Trend-Echo aus der neuen Arbeitswelt“ zum Ziel gesetzt, New Work erlebbar zu machen. Seit über zehn Jahren ist sie bereits im Bereich Human Resources im Umfeld eines Großkonzerns tätig. Dabei hat sie schon zahlreichen Menschen geholfen, sich in der neuen Arbeitswelt entwickeln und entfalten zu können. Ihren Antrieb holt sie sich aus ihrem Gespür für Trends & gesellschaftsrelevante Themen, sowie ihrer Empathie und Leidenschaft für die Arbeitswelt der Zukunft.
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