Elektromobilität gilt als zentraler Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft. Sie wird als wesentlicher Teil der Energiewende und ein wichtiger Hebel bei der CO2-Reduktion gesehen. Ab 2035 sind auf Beschluss des EU-Parlaments keine neuen Verbrenner-Motoren mehr zugelassen. Die Zukunft der Mobilität ist also elektrisch.
Zwar bedingt die Elektromobilität einen weiteren Anstieg des Strombedarfs, gleichzeitig erhöht sie aber auch die Flexibilitäten im Stromnetz. Elektromobilität kann dadurch einen entscheidenden Beitrag zur Optimierung des Energiesystems der Zukunft liefern.
Um der Elektromobilität langfristig zum Erfolg zu verhelfen, bedarf es allerdings noch umfangreicher Anstrengungen. Es gilt, gesetzliche Hürden zu beseitigen und geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, etwa durch einen flächendeckenden Ausbau der notwendigen Ladeinfrastruktur.
Gefragt sind intelligente technologische Lösungen aus dem Bereich der Elektrotechnik und Informationstechnik. Der OVE bringt sich als Branchenplattform aktiv in die Diskussion ein und ermöglicht mit Runden Tischen einen Austausch von Interessen und die Erarbeitung von gemeinsamen Positionen.
Nach einem Rückblick auf die vergangenen Aktivitäten und Arbeitsgruppen durch Roman Eichinger (OVE) gab Reiner Reinbrech (BMK, Abteilung Mobilitätswende) den Teilnehmer:innen einen Überblick über die Entwicklung der Elektromobilität in Österreich.
Mehr als 169.000 PKW mit Elektroantrieb seien mit April 2024 in Österreich im Bestand, gut 11.000 leichte Nutzfahrzeuge, aber lediglich 161 schwere Nutzfahrzeuge. Auch bei den Bussen (270 mit April 2024) hinkt Österreich im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Bei den öffentlich zugänglichen Ladepunkten stehe Österreich hingegen im europäischen Vergleich gut da, derzeit gibt es fast 23.000.
Im Anschluss stellte Patrizia Ilda Valentini von Mobilize, diese vierte Marke der Renault-Gruppe vor, deren Fokus u.a. auf Ladeinfrastruktur und Puffspeichern aus 2nd-Life-Batterien liegt. Letztere kommen als modulare und mobile Stromversorgung unter anderem in Krankenhäusern in der Ukraine zum Einsatz. Größere Versionen können die Versorgung von bis zu 5.000 Haushalten gewährleisten.
Bernhard Stanje (AVL List) präsentierte danach zwei aktuelle Projekte im Bereich Batterietechnologien:
Danach folgte noch eine offene Diskussion zum Thema Batteriespeicher und ihre mehrfache Nutzbarkeit. Zu diesem Thema soll eine eigene Arbeitsgruppe im OVE entstehen.
Ein Update zum Positionspapier des OVE, aktuelle Themen aus der Arbeitsgruppe „Bidirektionales Laden“ sowie eine Diskussion über die Eichvorschriften für Ladetarifgeräte standen unter anderem am Programm des dritten Runden Tisches zu Elektromobilität.
Zum Auftakt präsentierte Roman Eichinger einen Überblick über aktuelle Zahlen zur Elektromobilität in Österreich: Insgesamt geht die Zahl der PKW-Neuzulassungen seit 2018 zurück, bei der Neuzulassung von Elektrofahrzeugen gibt es aber eine Steigerung. Im Jahr 2022 betrug der Anteil von E-Fahrzeugen an den Neuzulassungen 22 Prozent, der Anteil am PKW-Gesamtbestand knapp drei Prozent.
Derzeit verfügt Österreich über 17.728 öffentliche Ladepunkte, der Bestand hat sich seit 2020 mehr als vervierfacht. Die Gesamtleistung der Ladepunkte steigt stark an, d.h. die einzelnen Ladepunkte werden leistungsstärker.
Bernhard Hintermayer von der ASFINAG gab den Teilnehmer:innen einen Überblick über den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur: 36 Ladestandorte mit insgesamt rund 220 Ladepunkten sind aktuell in Betrieb, der durchschnittliche Abstand beträgt rund 62 Kilometer.
Im Jahr 2022 wurden 190.000 Ladungen verzeichnet, das waren um 87% mehr als 2021. Durchschnittlich gibt es pro Standort 16 Ladungen innerhalb von 24 Stunden, die Ladedauer beträgt im Schnitt 44 Minuten.
Die Prognosen der ASFINAG gehen von einer deutlichen Steigerung der E-Fahrzeuge bis 2040 aus, so dass sich der Energiebedarf deutlich erhöhen wird. Bis 2030 soll es an allen ASFINAG-Rastplätzen E-Ladestationen geben, zusätzlich sind Verpflegung und Aufenthaltsbereiche geplant.
Bis 2030 sind 1.500 Ladepunkte für E-PKW in Planung, für E-LKW sind es 1.300 Ladepunkte bis 2035. Ab 2025 wird es zudem eine Megawatt-Charging-Technologie geben, welche ein Laden mit 1.000 kW ermöglicht.
Die vorrangigen Themen in der Arbeitsgruppe „Bidirektionales Laden“ waren zuletzt der aktuelle Stand der Technologie, die Haltbarkeit von Batterien und deren Gewährleistung sowie notwendige Regularien am Flexibilitätsmarkt.
Aktuell sind bidirektionale Ladestellen in Österreich noch nicht verfügbar. Das Potenzial, etwa in Parkhäusern, wird aber durchaus groß eingeschätzt. Überall dort, wo E-Fahrzeuge länger stehen, seien Geschäftsmodelle mit Dienstleistungen für den Energiemarkt möglich.
Seit 1. Juni 2023 sind neue Eichvorschriften für Ladetarifgeräte in Kraft. Im Rahmen des Runden Tisches wurden diese kritisch hinterfragt.
Neuinstallationen erfüllen zwar die Zulassungsanforderungen zur Ersteichung, problematisch sei aber die große Anzahl an Bestandsladestationen. Viele seien nicht eichrechtkonform und es fehlten die Kapazitäten für die Ersteichung. Der Prozess sei aufwändig und operativ schwer umsetzbar. Damit verschiebe sich die einheitliche Abrechnung nach Energie in kWh weiter nach hinten.
Der nächste Runde Tisch zum Thema Elektromobilität ist für Oktober 2023 geplant.
Unser Positionspapier zum Thema Elektromobilität ist nun veröffentlicht und kann hier heruntergeladen werden.
Am 2. März 2023 fand der zweite Runde Tisch im OVE statt. Gleich zu Beginn gab Roman Eichinger (OVE) einen Einblick in aktuelle Studienergebnisse zur Elektromobilität:
Philipp Rechberger (Fronius) gab den Teilnehmenden im Anschluss einen Statusbericht zum Projekt Car2Flex, das sich mit bidirektionalem Laden beschäftigt.
Beim bidirektionalen Laden wird Energie in beide Richtungen ausgetauscht, das Elektroauto wird nicht nur mit Strom aufgeladen, sondern kann auch Strom abgeben.
In der Zwischenzeit fungiert es als Energiespeicher. Der gespeicherte Strom kann beispielsweise für das Heimstromnetz verwendet werden (Vehicle 2 Home) oder – größer gedacht – einen wichtigen Beitrag für die Stabilität unseres Stromnetzes leisten, indem er zu Spitzenzeiten wieder ins Netz eingespeist wird und es auf diese Weise entlastet.
Eine Arbeitsgruppe im OVE wird sich künftig intensiv mit der Integration von Elektromobilität ins Stromnetz auseinandersetzen und gegebenenfalls in Projekte des BMK einbringen.
Zudem soll ein abgestimmtes Positionspapier erarbeitet werden, in dem u.a. eine rasche Umstellung auf eine Abrechnung des Ladevorgangs nach kWh gefordert wird. Aktuell existieren ca. 15.000 öffentliche Ladepunkte in Österreich. Die Abrechnung erfolgt nach Zeit.
Ebenfalls Thema beim zweiten Runden Tisch waren die Bedeutung der heimischen Wertschöpfung und im Zusammenhang damit der Wunsch nach Förderungen für heimische Forschung und Entwicklung im Bereich Fahrzeugtechnologien.
Herausforderungen auf dem Weg zur Dekarbonisierung im Mobilitätssektor sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich Ladeinfrastruktur standen im Mittelpunkt des ersten Runden Tisches zum Thema Elektromobilität auf Initiative des OVE.
In einem Impulsvortrag berichtete Smatrics-CSO Ronald Lausch zum Auftakt über aktuelle Entwicklungen und Vorhaben im Zusammenhang mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Er ging dabei speziell auf die Notwendigkeit von gesetzlichen Maßnahmen – etwa im Zusammenhang mit Bezahlsystemen – und Herausforderungen bei der Integration von Elektromobilität in das Energiesystem ein. Auch den Fachkräftemangel im Bereich Elektrotechnik und Informationstechnik als Hürde thematisierte er.
Danach diskutierten die Teilnehmer:innen aus Industrie, Infrastrukturunternehmen, Energiewirtschaft, Interessenvertretungen und Politik verschiedene Teilaspekte der Elektromobilität:
In einem nächsten Schritt sollen aus den wesentlichen Diskussionspunkten gemeinsame Positionen formuliert werden. Der zweite Runde Tisch zum Thema Elektromobilität ist für das erste Quartal 2023 geplant.
Eschenbachgasse 9
1010 Wien