Sonja Wogrin, Leiterin des Instituts für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation an der TU Graz, sprach mit der e+i über Forschungsschwerpunkte an ihrem Institut, Energiewende und Klimaneutralität, das Wunderwerk der Technik sowie die Vorzüge der Wissenschaft.
e+i: Seit August 2021 leiten Sie das Institut für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation an der TU Graz – wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Jahre aus?
Sonja Wogrin: Der generelle Plan für die nächsten Jahre ist, Österreich so gut wie möglich auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen. Hier gibt es viele technisch-ökonomische Themen, mit denen wir uns am Institut beschäftigen. Unsere Forschungsschwerpunkte gehen ganz stark in die Richtung „Wie werden die Energiesysteme der Zukunft aussehen?“ und „Wie kann man diese modellieren, optimieren?“.
e+i: Sie sind ausgebildete Mathematikerin – sehen Sie als solche den Schwerpunkt bei der Energiewende in Simulationen?
Wogrin: Ich sehe zwei große Schwerpunkte: Einerseits haben wir die Modellierung, Optimierung und Planung; auf der anderen Seite sehe ich den Themenbereich Data Science, Artificial Intelligence, Machine Learning. Digitale Zwillinge von Energiesystemen geben uns die Möglichkeit, mit verschiedenen Szenarien zu spielen. Wenn wir z. B. an die EAG-Ziele denken, wissen wir nicht, wie schnell Investitionen gemacht werden und wer genau sie machen wird. Werden das eher die Konsument:innen oder Prosumer sein, die Privathaushalte? Oder werden EVUs großflächig PV-Anlagen bauen? Das ist alles noch in der Schwebe. Wir müssen Szenarien durchspielen, um verschiedene Antwortmöglichkeiten parat zu haben. Das am IEE entwickelte LEGO-Modell ist ein digitaler Zwilling des Europäischen Elektrizitätssystems und wird bei solchen Fragestellungen verwendet. Das Modell ist open source und verfügbar auf GitHub. (...)
e+i: Vor allem die junge Generation muss mit der Welt, wie wir sie jetzt noch gestalten, leben. Gibt es an Ihrem Institut Ideen, wie man die Akzeptanz für notwendige Maßnahmen in der Gesellschaft heben kann?
Wogrin: Um tatsachlich Klimaneutralität zu erreichen, brauchen wir viele motivierte Menschen. Die Leute sind willig – was fehlt, ist die Information. Die meisten Bürger:innen wissen nicht, wie ein Elektrizitätssystem funktioniert. Es muss z. B. klar sein, dass eine Windturbine dafür steht, dass wir einen besseren Planeten bauen, dass wir unseren Kindern eine bessere Zukunft geben. Es ist ein Wunderwerk der Technik, dass wir den Wind und die Sonne nutzen können, um elektrische Energie zu produzieren – das muss man nach außen tragen, damit die Leute auch sehen, sie haben ein Mitspracherecht, sie können die Zukunft mitgestalten. Ich glaube, wir müssen in engere Kooperationen mit Schulen gehen, damit wir Wissen fördern und auch die Inspiration wecken, etwas Technisches zu studieren, am besten Elektrotechnik. Allgemeine Informationen in Zeitungen sind sicher auch wichtig. Wenn man in der Früh die Zeitung aufschlägt, gibt es fast keinen Tag, an dem nicht irgendetwas über Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität zu finden ist. Das Thema ist also präsent – es muss uns nur noch gelingen aufzuzeigen, dass die Technik der entscheidende Teil der Lösung ist. (…)
e+i: In der Elektrotechnik haben wir nach wie vor ein großes Problem, speziell Mädchen für diesen Bereich zu begeistern. Ist die kreative Komponente, das Erstellen von Modellen vielleicht eine Möglichkeit, Mädchen anzusprechen?
Wogrin: Ich glaube tatsächlich, dass Mädchen im Generellen sehr technikbegeistert sind. Um Mädchen und Frauen mit an Bord zu holen, ist es wichtig, ihnen in einem sicheren Umfeld zu zeigen, dass sie es können: etwas zusammen gestalten, etwas zusammen machen. Die Technik ist für mich die Kunst dieses Jahrhunderts. Nirgendwo wird man in der Zukunft so kreativ sein können wie in der Technik. Man kann sich seine eigene Zukunft gestalten und bauen. Wichtig ist, dass Mädchen und junge Frauen das auch sehen. Wir müssen ihnen mit auf den Weg geben, dass man als Frau gleichzeitig technikbegeistert und von rosaroten Dingen magisch angezogen sein kann. Ich wünschte, ich hätte die Wunderlösung, aber ich glaube, es ist einfach das kontinuierliche Dranbleiben.
Das vollständige Interview mit Sonja Wogrin lesen Sie in der neuen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift e&i. Als OVE-Mitglied finden Sie die digitale Ausgabe in Ihrem persönlichen Login-Bereich unter "Mein OVE/Mitgliedschaft".
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